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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Erweiterte präoperative, sprachaudiometrische Diagnostik im Rahmen der Cochleaimplantat-Versorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Annika Richardt - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Klinik für HNO-Heilkunde, Kiel, DE
  • Jan-Henrik Rieck - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Klinik für HNO-Heilkunde, Kiel, DE
  • Alexander Mewes - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Klinik für HNO-Heilkunde, Kiel, DE
  • Jan Dambon - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Klinik für HNO-Heilkunde, Kiel, DE
  • Matthias Hey - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Klinik für HNO-Heilkunde, Kiel, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc076

doi: 10.3205/22dga076, urn:nbn:de:0183-22dga0764

Published: September 12, 2022

© 2022 Richardt et al.
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Text

Fragestellung: Bei einer hochgradigen an Taubheit grenzenden Schallempfindungs-schwerhörigkeit ist das Cochlea-Implantat (CI) zur Therapie der Wahl geworden. Als Leitfaden für eine strukturierte präoperative Diagnostik dient die aktuelle Leitlinie zur CI-Versorgung. Als wesentliche präoperative Messungen für die CI-Diagnostik werden hierbei das Verstehen der Freiburger Einsilber bei 65 dB SPL mit Hörgerät (HG) sowie das maximale Einsilberverstehen (mEV) unter Luftleitung und der Hörverlust für Zahlen unversorgt angegeben. Hoppe et al. zeigen, dass das mEV meist höher liegt als das Wortverstehen bei 65 dB SPL mit HG (FW65HG). Ziel unserer retrospektiven Studie ist die Analyse des Zusammenhanges des Wortverstehen mit dem HG bei 80 dB SPL (FW80HG) als Ergänzung zum FW65HG im Vergleich zum mEV unter Luftleitung.

Methoden: Im Rahmen dieser Studie wurde das Sprachverstehen im Freiburger Einsilbertest mit und ohne Hörhilfen bei 656 Ohren retrospektiv analysiert. Einschlusskriterium war die spätere Implantation mit einem CI (CI24RE; CIx12; Cochlear Ltd.). Die Bestimmung des mEV und des Einsilberverstehens mit Hörgerät erfolgte im Rahmen der präoperativen Diagnostik. Die Untersuchung des Wortverstehens wurde monaural über Kopfhörer bzw. über Freifeld in einer schallisolierten Hörkabine durchgeführt. Die Überprüfung der optimierten Hörgeräte mit dem Freiburger Einsilbersprachtest wurde bei 65 und 80 dB SPL mittels eines 1,5 Meter frontal vor dem Patienten angebrachten Lautsprecher im Freifeld durchgeführt.

Ergebnisse: Im Rahmen der präoperativen CI-Diagnostik ergab sich für die betrachteten Messungen (mEV, FW65HG und FW80HG) ein Median von 0%. Werden nur die Patienten betrachtet, welche präoperativ ein mEV>0% hatten (N=124), zeigt sich eine größere Korrelation zwischen dem mEV und dem FW80HG von 0,55 (Spearman-Rho-Korrelationskoeffizient) als beim FW65HG von 0,43. Wird die Differenz zwischen den beiden HG-Pegeln und dem mEV betrachtet, ist bei Einschluss aller Patienten (N=578) eine mittlere Differenz von (-7,3±14,8)% für das FW65HG und eine mittlere Differenz von (0,4±13,7)% für das FW80HG nachzuweisen. Bei Ausschluss der Patienten, welche einen mEV von 0% sowie kein Verstehen bei 65 dB SPL oder 80 dB SPL mit HG hatten, ergibt sich für die Differenz zwischen mEV und FW65HG ein Wert von (-17,5±18,6)% (N=241) und für die Differenz zwischen mEV und FW80HG ein Wert von (0,8±19,8)% (N=275).

Schlussfolgerungen: Unabhängig von der Berücksichtigung der Patienten mit einem mEV von 0% zeigt sich, dass das FW80HG besser mit dem mEV übereinstimmt als das FW65HG. Es ergibt sich daher für die zukünftige CI-Vordiagnostik die Frage, ob das FW80HG vor allem bei Patienten mit einem geringen präoperativen FW65HG zusätzlich gemessen werden sollte. Zu einen könnte dies bei der Bewertung einer HG-Versorgung, zum anderen um möglicherweise den Versorgungserfolg einer CI-Versorgung zuverlässiger prognostizieren zu können, hilfreich sein.