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Beziehung der CI-Skalenlage zur Elektrophysiologie und Sprachaudiometrie
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Published: | September 12, 2022 |
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Hintergrund: Der Versorgungserfolg mit einem Cochlea-Implantat (CI) hängt unter anderem von der intracochleären Elektrodenlage ab, welche für die Elektroden-Hörnerv-Interaktion von Bedeutung ist. Eine vollständige Positionierung der CI-Elektrode in der Scala vestibuli kann gegenüber einer Scala-tympani-Insertion zu einem schlechteren postoperativen Sprachverstehen mit CI führen [1], [2]. Ziel dieser Arbeit war es, innerhalb eines großen Patientenkollektivs zu prüfen, ob partielle Insertionen der CI-Elektrode in die Scala vestibuli (Elektrodentranslokationen) das postoperative Sprachverstehen und elektrophysiologische Schwellenmessungen (elektrisch evozierte Summenaktionspotentiale, ECAP) beeinflussen, und ob unterschiedliche Elektrodenträger eine Translokation begünstigen.
Material und Methoden: Die retrospektive bizentrische Studie umfasst 255 erwachsene CI-Träger mit vollständig in die Cochlea inserierten Elektrodenträger (Slim Modiolar (SM) oder Contour Advance (CA); Cochlear® Ltd.). Die Skalenlage wurde mittels postoperativer CT- oder DVT-Bildgebung bestimmt. Die Messung von ECAP-Schwellen erfolgte intra- und postoperativ (1 Jahr nach CI-Aktivierung) automatisch. Die Sprachverständlichkeit mit CI wurde mit dem Freiburger Einsilbertest bei 65 dB (S0 im Freifeld) nach einem Jahr CI-Erfahrung ermittelt.
Ergebnisse: Eine komplette Insertion in die Scala tympani wird in 94,9 % mit der SM und in 65,7 % mit der CA erreicht. In 5,1 % (SM) bzw. 32,3 % (CA) kommt es zu einer Translokation der Elektrode in die Scala vestibuli. Bei zwei Patienten liegt eine vollständige Scala-vestibuli-Lage vor. Der Elektrodenträgertyp und eine Skalentranslokation haben keinen signifikanten Einfluss auf das Freiburger Einsilberverstehen bei 65 dB (p=0,12). Bei den insgesamt 40 Fällen mit einer Elektrodentranslokation zeigen sich signifikant erhöhte ECAP-Schwellen im apikalen und medialen Bereich des Elektrodenträgers im Vergleich zur Gruppe mit vollständiger Scala-tympani-Lage (p< 0,05).
Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt die Abhängigkeit der Inzidenz einer Elektrodentranslokation bei den hier untersuchten perimodiolaren CI-Elektrodenträgern auf. Die Erfolgsrate einer kompletten Scala-tympani-Insertion mit der SM ist mit denen gerader CI-Elektroden vergleichbar. Anhand der erhöhten ECAP-Schwellen zeigt sich, dass eine Translokation der CI-Elektrode von der Scala tympani in die Scala vestibuli die Elektroden-Hörnerv-Interaktion nachhaltig beeinflussen kann. Auf das Sprachverstehen in Ruhe hat diese Elektrodenfehllage aber keinen signifikanten Einfluss.
Literatur
- 1.
- Aschendorff A, Kromeier J, Klenzner T, Laszig R. Quality control after insertion of the nucleus contour and contour advance electrode in adults. Ear Hear. 2007;28: 75S–79S.
- 2.
- O'Connell BP, Hunter JB, Wanna GB. The importance of electrode location in cochlear implantation. Laryngoscope Investig Otolaryngol. 2016;1(6):169-174.