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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Binaurale Lautheitssummation von Infraschall

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marion Bug - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, DE
  • Melina Strüp - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, DE
  • Torsten Marquardt - University College London, London, UK

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc048

doi: 10.3205/22dga048, urn:nbn:de:0183-22dga0486

Published: September 12, 2022

© 2022 Bug et al.
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Fragestellung: Vor dem Hintergrund einer Lärmbelästigung durch Infraschall gewinnt das Verständnis seiner hörphysiologischen Wahrnehmung zunehmend an Bedeutung. Für die Bewertung von Infraschalllärm ist besonders die realitätsnahe Betrachtung wichtig, dazu gehört das binaurale Hören. Um dies zu untersuchen, wurde die binaurale Lautheitssummation für tieffrequenten Schall und Infraschall bestimmt. Aus den Ergebnissen lassen sich Hypothesen für die Verarbeitungsprozesse des Gehörs im Infraschallbereich ableiten.

Methoden: Für verschiedene monaural und binaural dargebotene Stimuli wurden sowohl Hörschwellen (2-alternative-forced-choice Experiment) ermittelt als auch Lautheitsvergleiche bei einem Lautstärkepegel von etwa 40 phon (maximum-likelihood-tracking Experiment) durchgeführt. Bei den binauralen Stimuli wurde die interaurale Phasendifferenz variiert. Stimuliert wurde mit Reintönen (8 Hz, 32 Hz, 400 Hz) und modulierten Signalen.

Ergebnisse: Bei diotischer Stimulation wurde für alle Stimulusfrequenzen eine ähnliche Lautstärkesummation ermittelt. Diese wird durch Literaturwerte bestätigt [1], [2]. Nur für den 8 Hz-Ton und einen sogenannten transponierten Stimulus mit einer Modulationsfrequenz von 8 Hz führte eine Zunahme der interauralen Phasendifferenz zu einer statistisch signifikanten Abnahme des Lautstärkegewinns.

Schlussfolgerung: Für den oben geschilderten Effekt könnten die zeitlichen Abläufe von entscheidender Bedeutung sein. Die zeitliche Lautstärkeintegration im auditorischen Cortex liegt in der gleichen Größenordnung wie die Periodendauer des 8 Hz-Stimulus [3]. Aufgrund der Halbwellengleichrichtung beim Transduktionsprozess der Cochlea werden Nervenimpulse bei einer IPD von 180° im Wechsel rechts oder links gesendet, was vermutlich bei zunehmender IPD zu einer Abschwächung des Lautstärkeempfindens führt.


Literatur

1.
Moore BCJ, Glasberg BR. Modeling binaural loudness. J Acoust Soc Am. 2007;121:1604-1612. DOI: 10.1121/1.2431331 External link
2.
Yeowart NS, Evans MJ. Thresholds of audibility for very low-frequency pure tones. J Acoust Soc Am. 1974;55:814-818. DOI: 10.1121/1.1914605 External link
3.
Rennies J, Verhey JI, Fastl H. Comparison of loudness models for time-varying sounds. Acta Acous united Ac. 2010;96:383-396. DOI: 10.3813/AAA.918287 External link