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Subjektive Wahrnehmung stimmlicher und emotionaler Faktoren von CI-Trägern
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Published: | September 12, 2022 |
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Fragestellung: Studien zur Wahrnehmung der eigenen Stimme bei hörgeschädigten Patienten mit Cochlea-Implantaten (CI) sind bisher weitestgehend unbekannt. Auch die Produktion oder die Wahrnehmung emotionaler Färbung von Sprache sind in dieser Personengruppe unerforscht. Die vorliegende Studie untersucht erstmalig die Zusammenhänge zwischen Hörvermögen, eigener Stimmwahrnehmung sowie dem Senden und Empfangen emotionaler Stimmfärbungen.
Methodik: In der Zeit von Oktober 2020 bis Oktober 2021 haben 127 erwachsene Patienten an einer quantitativen Befragungsstudie teilgenommen. Während der CI-Erstanpassungswoche sind die Fragebögen Vocal Tract Discomfort (VTD), Voice Handicap Index International (VHI-9i) und Speech, Spatial and Qualities of Hearing Scale® (SSQ12) und Emotional Communication in Hearing Questionnaire (EMO-CHeQ) ausgefüllt und nachfolgend statistisch ausgewertet worden.
Ergebnisse: Im VTD geben 33,07% der Patienten stimmliche Symptome an die eine leichte bis schwerwiegende Ausprägung zeigen. Die häufigsten Symptome sind trocken, gereizt und Kloß im Hals. Der VTD-Summenwert liegt im Mittel bei 10,53 (±12,83). Das stimmliche Handicap (VHI-9i) wird von 48,82% der Befragten auffällig beschrieben. Der VHI-9i Summenwert liegt im Mittel bei 6,85 (±6,6). Dabei liegen die Angaben selten in der emotionalen Kategorie. Der Mittelwert des SSQ12 über alle Items liegt bei 3,8 (Max 10). Der Mittelwert im EMO-CHeQ liegt bei 2,5 (Max 5). Die Ergebnisse des EMO-CHeQ korrelieren signifikant mit den Angaben des SSQ, VTD und VHI-9i.
Schlussfolgerungen: CI-Träger geben größere Schwierigkeiten als Normalhörende an Emotionen zu erkennen und zu senden (Normalhörende: 2,2 [1]). Das Hören mit CI in unterschiedlichen Alltagssituationen wird zum Zeitpunkt der Erstanpassung gering eingeschätzt und ist therapeutisch ausbaufähig. Die angegebenen persönlichen stimmlichen Auffälligen können ebenso wie die Hörwahrnehmung Einfluss auf die emotionale Wahrnehmung und Zufriedenheit haben. Um die Zusammenhänge deutlicher zu erkennen, werden die Patienten nach 3- und 12-Monaten erneut befragt.