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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Konzepte der CI-Versorgung 2.0

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Horst Hessel - Cochlear Deutschland GmbH & Co. KG, Hannover, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc016

doi: 10.3205/22dga016, urn:nbn:de:0183-22dga0162

Published: September 12, 2022

© 2022 Hessel.
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Die Anzahl der Cochlea Implantat (CI)-Patienten in Deutschland wird steigen. Ursachen hierfür sind die Änderungen der Indikationskriterien, die Verbesserung der CI-Technik und der chirurgischen Methoden und die steigende Lebenserwartung. Nach Schätzungen1 gibt es ca. 1,5 Million erwachsene Menschen in Deutschland, die von einem CI profitieren könnten, wovon derzeit jedoch nur ca. 50.000 versorgt sind. Im heutigen Konzept ist eine CI-Versorgung zeit-, arbeits- und somit kostenintensiv. Dies betrifft insbesondere die lebenslange Langzeitnachsorge. Demgegenüber stehen limitierte personelle klinische Ressourcen und der Kostendruck des Gesundheitswesens im Allgemeinen. Die ca. 100 implantierenden Kliniken können den entstehenden Arbeitsaufwand auf Dauer ohne Unterstützung nicht mehr leisten. Wenn wir weiterhin die CI-Versorgung unter mindestens gleicher Qualität gewährleisten wollen, müssen wir neue Konzepte der CI Versorgung entwickeln und diese zeitnah umsetzen.

Die Standardisierung und Automation von Mess- und Anpassungsverfahren kann den Gesamtprozess straffen und zur effektiveren Nutzung klinischer Ressourcen führen. Der CI-Träger muss sinnvoll in den Therapieablauf eingebunden werden, z.B. Hör- und Sprachtests, um die Klinikarbeit zu reduzieren. Der Erfolg einer Versorgung sollte durch alltagsrelevante Tests durch die Patienten in seiner eigenen Hörumgebung durchgeführt werden anstatt ausschließlich in aufwendigen artifiziellen Labortests. Viele CI-Trägerinnen nutzen auf der kontralateralen Seite ein zusätzliches Hörsystem, meist ein Hörgerät (HG). Das CI wird in der Klinik und das HG beim Hörakustiker angepasst. Diese räumlich-zeitliche und personelle Trennung in der Anpassung von zwei Systemen beim selben Patienten erschwert eine optimale binaurale Anpassung. Die Konzepte der Anpassung müssen vereinheitlicht und die Anpasser entsprechend qualifiziert werden. Die therapierelevanten Daten eines Patienten müssen zentral gespeichert werden und mit, vom Patienten kontrolliertem Zugriff, für die an der Therapie Beteiligten zugänglich sein. In Kombination mit standardisierten Messverfahren verhindert dies Redundanzen in der Datenerhebung und bei Messungen. Fachgesellschaften sollten messbare und individuelle Zielkriterien für eine erfolgreiche CI-Versorgung definieren, was die Qualität der Versorgung erhöht und auch ein Ende der therapeutischen Intervention definiert. Teilleistungen der Versorgung, insbesondere die CI-Langzeitnachsorge, müssen klinik-extern, z.B. an Hörakustiker, delegiert werden, um eine wohnortnahe Versorgung zu ermöglichen und somit Patientinnen als auch die versorgenden Kliniken zu entlasten.

Die Umsetzung dieser Neukonzeption ist notwendig und eine gemeinschaftliche Leistung unterschiedlicher Disziplinen, die ein grundsätzliches Umdenken erfordert.