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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Taugt Humor zur (beruflichen) Stressreduktion? Eine Befragungsstudie an n=160 Ärzten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Alexander Rapp - Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • Katharina Wuttig - Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocOS-03-07

doi: 10.3205/24degam282, urn:nbn:de:0183-24degam2823

Published: September 23, 2024

© 2024 Rapp et al.
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Hintergrund: Humor gilt als Resilienzfaktor im Umgang mit beruflichem Stress. Prospektive Studien zeigen diesbezüglich bereits positive Effekte bei Pflegepersonal und Medizinstudierenden. Ärztinnen und Ärzte stehen bisher wenig im Fokus der Humor-Stress-Forschung.

Fragestellung: Die vorliegende Studie erhebt Daten zur subjektiven Bedeutsamkeit und Wirksamkeit von Humor für Ärzte.

Methoden: Anonyme Online-Befragung von n=160 Ärzten. Fragenkatalog zur Verwendung und subjektiven Bedeutung von Humor. Korrelative Darstellung mit verschiedenen Humordimensionen und der Coping Humor Scala sowie einem Fragebogen zur sekundären Traumatisierung.

Ergebnisse: Die überwiegende Mehrheit der Befragten akzeptiert Humor als hilfreich und misst ihm eine „hohe“ oder „sehr hohe“ Bedeutung bei. Rote Linien für Humor werden bei Witzen über Kinder und Verstorbenen gezogen. Auch schwarzer Humor weist jedoch hohe Akzeptanzwerte in der Stichprobe auf. Rund 80% der Stichprobe bejahen, dass es einen „speziellen Humor gibt, den nur medizinisches Fachpersonal teilt“. Coping Humor und schwarzer Humor werden gegenüber Erzählen von Witzen deutlich vorgezogen.

Diskussion: Ärzte verschiedenster Fachgebiete bewerten Humor durchgehend als die Resilienz steigernd, einschließlich schwarzen Humors. Dies hat Implikationen für Supervisions- und Trainingskontexte, für die bislang nur wenige Leitlinien zum Umgang mit Humor definiert wurden- Allerdings scheint insbesondere auch "schwarzer" Humor in diesem Kontext eine Rolle zu Spielen

Take Home Message für die Praxis: Humor – auch verletzender und schwarzer Humor – sind nach den Ergebnissen dieser Studie ein bedeutsames Element im Arbeitsalltag. Die Funktionen sind vielfältig. Insbesondere Veränderungen im Gebrauch von Humor, also ein neues Auftreten von schwarzem, zynischem oder verletzendem Humor, sollten Kollegen und Vorgesetzte verstärkt wachsam werden lassen (Warnfunktion). Klare ethische Regeln zum Umgang mit Humor fehlen bislang.