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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Allgemeinmedizinische Versorgung von LGBT*-Personen: hausärztliche Perspektiven und Wünsche zur Aus- und Weiterbildung anhand von 19 episodischen Interviews

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Malte Radde - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Philip Oeser - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Wolfram Joachim Herrmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-08-10

doi: 10.3205/24degam244, urn:nbn:de:0183-24degam2447

Published: September 23, 2024

© 2024 Radde et al.
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Hintergrund: LGBT* (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans, weitere) Personen befinden sich in jeder Praxis unter den Patient:innen. Obwohl es aus der internationalen Literatur viele Hinweise auf besondere Versorgungsbedarfe der verschiedenen Subgruppen gibt, liegen in Deutschland nur wenige Studien zur Versorgung dieser Menschen in der hausärztlichen Praxis vor. Da es auch nur wenig strukturierte Aus- und Weiterbildung zum Thema gibt, sind Ärzt:innen in der Versorgung von Angehörigen dieser Gruppe auf sich allein gestellt.

Fragestellung: Wie bewerten Hausärzt:innen ihren Wissensstand und ihre Ausbildung zur Versorgung von LGBT*-Personen? Welche diesbezüglichen Bedarfe sehen Hausärzt:innen?

Methoden: Es wurden 19 episodische Leitfadeninterviews nach Flick mit hausärztlich tätigen Ärzt:innen in Berlin und Brandenburg geführt und transkribiert. Diese Interviews werden derzeit mit einer Frameworkanalyse nach Ritchie und Lewis analysiert.

Ergebnisse: Bis auf eine Person sind sich alle Teilnehmenden über die Präsenz von LGBT*-Personen in der Praxis bewusst. Fast niemand hat während des Studiums und nur wenige haben während der Weiterbildung Kontakt mit Themen zur Versorgung von LGBT*-Personen gehabt. Während nur manche Ärzt:innen bereit sind, abgefragte spezifische Behandlungen anzubieten, wussten fast alle, wohin sie Patient:innen verweisen könnten. Ärzt:innen mit einem auf LGBT*-Personen fokussierten Behandlungsangebot haben ihre Kompetenzen dafür meist unstrukturiert und in Eigenregie erworben.

Diskussion: Die Datenerhebung über Interviews bringt mehrere mögliche Bias mit sich. Zum einen geschieht eine Vorauswahl der Teilnehmenden darüber, dass die Interviewpartner:innen selber auf einen Aufruf antworten mussten und sich zusätzlich ca. eine Stunde Zeit für das Interview nehmen mussten. Damit wird ein Interesse an Forschung zum Thema vorausgesetzt. Zum anderen spielt bei Themen, die die Versorgungsqualität und Vorurteile betreffen, immer auch soziale Erwünschtheit mancher Antworten eine Rolle.

Take Home Message für die Praxis: Nur wenige Ärzt:innen fühlen sich gut für die Versorgung von LGBT*-Personen ausgebildet. Ein gutes Netzwerk kann mögliche Defizite im Behandlungsangebot der Praxis ausgleichen, um für LGBT*-Personen ein*e gute*r Hausarzt*ärztin zu sein. Bei vielen befragten Ärzt:innen besteht der Wunsch nach Fortbildungsangeboten zum Thema.