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Fragebogenstudie „Represcribing“ – das Wiederansetzen von Medikamenten durch die ärztliche Kollegschaft
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Das Absetzen von Medikamenten (Deprescribing) ist ein in der Literatur vielfach beleuchtetes Thema, welches aufgrund unserer alternden Bevölkerung und den Gefahren der Polypharmazie immer mehr an Bedeutung gewinnt. Nur selten taucht bislang der Begriff des Represcribings auf, welcher das Wiederansetzen von zuvor abgesetzten Medikamenten meint.
Fragestellung: Die Studie im Rahmen von PROGRESS soll hausärztliche Erfahrungen mit De- und Represcribing erfassen und Aufschluss über Häufigkeit, Gründe und Einflussfaktoren geben. Es wird insbesondere auf Medikamentengruppen, den Einfluss von Leitlinien und die Zusammenarbeit mit ärztlichen Kolleg:innen anderer Fachrichtungen eingegangen.
Methoden: Die Datenerhebung erfolgte bundesweit unter hausärztlich tätigen Ärzt:innen mit Hilfe eines digitalen Fragebogens. Dieser bestand aus einem soziodemographischen Teil mit 9 Fragen, einem fiktiven Fallbeispiel und 18 Forschungsfragen im Mixed-Methods-Stil. Die Datenerhebung war zum Zeitpunkt des Einreichens abgeschlossen, die Auswertung erfolgt mittels Excel und SPSSv29.
Ergebnisse: Es wurden 107 Fragebögen in die Auswertung genommen, bei gleichem Geschlechterverhältnis, homogener Altersverteilung und 3:1-Verhältnis von (angehenden) Allgemeinmediziner:innen zu Internist:innen. 85% der Teilnehmenden gaben an, Represcribing-Fälle wie die im Beispiel bereits erlebt zu haben und bei fast der Hälfte (48,6%) traten sie mehrmals täglich bis wöchentlich auf. In den meisten Fällen erfolgte das Wiederansetzen durch Krankenhausärzt:innen, seltener durch ambulant tätige Fachärzt:innen anderer Fachrichtungen. Besonders häufig wurden bei den Medikamentengruppen folgende genannt: PPI, Statine, NSAR, NOAK, Antidiabetika und Antihypertonika. 69,9% sprachen sich dafür aus, dass Leitlinien Represcribing begünstigten. Ebenfalls 69,9% erfuhren primär durch Arztbriefe von der Änderung, gefolgt vom Patientengespräch und am seltensten mündlich durch die ärztlichen Kolleg:innen. Eine knappe Mehrheit von 55,9% erfuhr (eher) rechtzeitig von der Medikationsänderung. 84,3% sahen Optimierungsmöglichkeiten in Bezug auf die interkollegiale Zusammenarbeit, 14,7% gaben „teilweise“ an.
Diskussion: Wird nach vollständiger Auswertung nachgereicht.
Take Home Message für die Praxis: Represcribing scheint ein häufiges Phänomen und am häufigsten durch Krankenhausärzt:innen bedingt zu sein. Leitlinien scheinen Represcribing zu begünstigen und Hausärzt:innen wünschen sich alternative Kommunikationswege zum üblichen Arztbrief.