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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Hitzesensitive Medikamente in der Population des Bayerischen Ambulanten COVID-19-Monitors

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maria Sebastiao - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Caroline Floto - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Henrike Höpfner - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Tobias Dreischulte - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-07-01

doi: 10.3205/24degam223, urn:nbn:de:0183-24degam2235

Published: September 23, 2024

© 2024 Sebastiao et al.
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Hintergrund: Der Klimawandel stellt eine der größten Gefahren für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert dar. Auch in Deutschland führt er zu veränderten Gesundheitsrisiken. So wird es zukünftig vermehrt Extremwetterereignisse wie Hitzewellen geben. Diese können wiederum Einfluss auf die Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten nehmen, indem wichtige Schutz bzw. Kühlmechanismen gehemmt werden. Auch unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen treten bei Hitze häufiger auf. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder sowie Personen mit Vorerkrankungen und einem niedrigen sozioökonomischen Status.

Fragestellung: Ziel der Analyse war es, herauszufinden, wie viele Personen hitzesensitive Medikamente einnehmen und welche dieser Medikamente besonders häufig eingenommen werden.

Methoden: Datengrundlage waren die Daten, die im Rahmen des Bayerischen Covid-19 Monitors (BaCoM) erhoben wurden. BaCoM war eine dynamische Registerstudie. Von 2021 bis 2023 wurden Personen halbjährlich zu ihrem Gesundheitsstatus (inkl. Erfassung der Medikation) befragt. In die Analyse flossen die Daten der Baselineerhebung ein. Die Medikamente wurden mit der Heidelberger Hitze-Tabelle abgeglichen. Diese fasst hitzesensitive Medikamente, also Medikamente mit potentiellem Einfluss auf die Temperaturregulation und den Volumenstatus in Hitzewellen, zusammen.

Ergebnisse: 749 Medikationspläne wurden hinsichtlich der Einnahme von hitzesensitiven Medikamenten mittels der Heidelberger Hitze-Tabelle analysiert. 69% der Teilnehmenden (478 Frauen und 271 Männer, Durchschnittsalter 78 Jahre) haben einen Pflegegrad, 42% leben in einer Pflegeeinrichtung. 612 der Teilnehmenden nehmen mindestens ein Medikament der Heidelberger Hitze-Tabelle ein. Die häufigsten Medikamentengruppen sind Beta-Blocker, Diuretika, ACE-Hemmer, Laxantien und Antipsychotika.

Diskussion: Die Daten zeigen, dass ein Großteil an vulnerablen Personen hitzesensitive Medikamente erhält. Eine kritische Revision bestimmter Medikamente sowie engere Betreuung vulnerabler Gruppen während Hitzeperioden sollte empfohlen werden. Die Ergebnisse können dazu beitragen, für das Thema zu sensibilisieren und Maßnahmen abzuleiten.

Take Home Message für die Praxis: Die an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen und Organisationen sollten stärker in die Entwicklung und Implementierung von Programmen zur klimaresilienten Versorgung eingebunden werden, um besonders vulnerable Personengruppen zu schützen.