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Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) für psychische Erkrankungen durch Hausärzt:innen in Niedersachsen – eine quantitative Querschnittsstudie
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können seit 2020 als erstattungsfähiges internetbasiertes Medizinprodukt verordnet werden. Ein Großteil widmet sich psychischen Krankheitsbildern. Patient:innen müssen lange auf einen Psychotherapieplatz warten (z.B. im Bezirk Oldenburg 33 Wochen im Jahr 2022 laut Psychotherapeutenkammer Niedersachsen). DiGA könnten lange Wartezeiten für die Betroffenen überbrücken. Dennoch scheint die Verordnung von DiGA unter Hausärzt:innen und Psychotherapeut:innen noch keine große Relevanz in der Patientenversorgung darzustellen.
Fragestellung: Mit der vorliegenden Studie soll die Nutzung bzw. Nicht-Nutzung von DiGA für psychische Erkrankungen durch Hausärzt:innen in Niedersachsen näher beleuchtet werden.
Methoden: Es wurde ein Fragebogen mit allgemeinen Fragen zu DiGA für psychische Erkrankungen, Fragen zur persönlichen Meinung sowie soziodemografischen Daten entwickelt. Die Datenerhebung fand online als einmalige Querschnittsstudie im quantitativen Studiendesign von Februar bis April 2024 statt. Insgesamt wurden 210 Hausärzt:innen und 410 Allgemeinmediziner:innen in Weiterbildung aus dem Netzwerk der Abteilung Allgemeinmedizin der Universität Oldenburg um Studienteilnahme gebeten.
Ergebnisse: 79 Ärzt:innen nahmen an der Studie teil (Teilnahmequote 13%). Von diesen waren 65% zwischen 41 und 60 Jahre alt. 76 Ärzt:innen gaben an, DiGA bereits zu kennen (96%), 41 Ärzt:innen (52%) haben DiGA bereits verordnet. Die wesentlichen genannten Gründe für eine DiGA-Verordnung waren eine Wartezeitüberbrückung auf einen Therapieplatz (83%) und eine Möglichkeit der Selbsthilfe für die Patient:innen (71%). Gründe für eine Nicht-Verordnung von DiGA waren der Eindruck von unzureichender medizinischer Evidenz (64%) und unzureichender Information zu DiGA (56%). Den größten Vorteil sahen die Ärzt:innen in dem niederschwelligen Angebot für Patient:innen. Knapp 60% der Befragten sahen Schwierigkeiten bezüglich der DiGA hinsichtlich der Adhärenz bzw. Compliance.
Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass DiGA bereits als Versorgungsressource genutzt werden. Unzureichende Informationen und Evidenz zu den DiGA scheinen die Nutzung jedoch zu limitieren.
Take Home Message für die Praxis: Weitere Erkenntnisse und Informationen wären notwendig, wenn die Akzeptanz und Verbreitung von DiGA zunehmen soll.