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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Asynchrone digital unterstützte Delegation – wie innovative digitale Lösungen, kombiniert mit adaptierten Vorgehensweisen und Einsatz spezialisierter KI den Fachkräftemangel in der hausärztlichen Versorgung lindern könnten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wolfgang C. G. von Meißner - Gesund vorOrt Dienstleistungsgesellschaft mbH, Deutschland; Europäische Fachhochschule, Deutschland
  • Paul-Georg Blickle - Gesund vorOrt Dienstleistungsgesellschaft mbH, Deutschland
  • Bernd Genser - High5Data GmbH, Deutschland
  • Wolfgang Fink - Gesund vorOrt Dienstleistungsgesellschaft mbH, Deutschland
  • Manuel Haupt - MH-Invelopment GmbH, Deutschland
  • Joachim E. Fischer - Gesund vorOrt Dienstleistungsgesellschaft mbH, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-06-06

doi: 10.3205/24degam217, urn:nbn:de:0183-24degam2178

Published: September 23, 2024

© 2024 von Meißner et al.
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Text

Hintergrund: Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung in der hausärztlichen Versorgung. Noch immer entfallen auf eine Arztstelle mehr als ein nicht-ärztlicher Mitarbeitender. Zeitlich besonders belastend sind synchrone Prozesse, wie Terminvergabe am Telefon oder Prozesse, die bei entsprechender Supervision und Qualifikation auch von einem nichtärztlichen Mitarbeitenden oder von digitalen Assistenten ausgeführt werden könnten. Heute sind für fast alle Menschen asynchrone Kommunikation wie Chat, Online-Bestellungen oder YouTube-Erklärvideos bekannte und vertraute Alltagsaktivitäten.

Fragestellung: Wie können die Digitalisierungsbereitschaft der Bevölkerung und die Chancen strukturierter digitaler Praxisprozesse so genutzt werden, dass asynchrone supervidierte Delegation das Praxisteam und damit den Versorgungsdruck entlastet?

Methoden: Ideation in einem Delphi-Prozess über mehrere Sitzungen in einem Expertenteam aus Hausärzten, Gesundheitsökonom, Statistiker und Epidemiologen, KI-Experten und Hochschullehrer und Forschungsmethodologen. Kritischer Review existierender Lösungen und eigener Erfahrungen mit der Einführung digitaler Prozesse in der hausärztlichen Praxis. Unterteilung der Patient-Journey in die Komponenten: Formulierung des Anliegens, Terminvergabe, Einholen aller vorhandenen Information vor dem Termin, Untersuchungen, Einordnung in das Gesamtbild und Beurteilung, Therapievorschlag, Therapie-Erläuterung und Therapie-Überwachung.

Ergebnisse: Abgesehen von dringenden Notfällen bei nicht digital kommunikationsfähigen Patientinnen und Patienten lassen sich für die wichtigsten und häufigsten Behandlungs- und Konsultationsanliegen Prozesse definieren, die asynchrone Kommunikation (Chat), adaptive Erfassung der Patient Reported Outcomes und Symptome, adaptive Terminvergabe, Erstsichtung durch nicht-ärztliches Personal mit strukturierter Dokumentation, Algorithmen zur Unterstützung bei der Therapiewahl sowie KI-unterstützte personalisierte Erklärvideos kombinieren. Letzteres wird etwa durch den Einsatz spezialisierter Large-Language-Models ermöglicht.

Diskussion: Asynchrone, digital unterstützte Delegation an nicht-ärztliches Fachpersonal oder Avatare ist heute technologisch möglich. Eine Veränderung der Praxisabläufe ist eine komplexe Intervention, die systematisch evaluiert werden muss hinsichtlich Implementationshürden, tatsächlich resultierender Zeitersparnis, Patientensicherheit und -Zufriedenheit. Notwendig sind Standards der erforderlichen Qualifikation für Delegation.

Take Home Message für die Praxis: Der kombinierte Einsatz ineinandergreifender digitaler Lösungen verbunden mit asynchroner Delegation muss zwar erst noch entwickelt und erprobt werden, könnte jedoch wesentlich dazu beitragen, den aktuellen Versorgungsdruck in der Primärversorgung zu mindern.