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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Die Diagnostik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms in den Hausarztpraxen Sachsen-Anhalts – eine qualitative Querschnittsstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Helen Bartsch - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Arbeitsbereich HAWIRA (Hausärztliche Aus- und Weiterbildung in der regionalen Allgemeinmedizin), Magdeburg, Deutschland
  • Robin John - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Arbeitsbereich HAWIRA (Hausärztliche Aus- und Weiterbildung in der regionalen Allgemeinmedizin), Magdeburg, Deutschland
  • Andrea Perner - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Arbeitsbereich HAWIRA (Hausärztliche Aus- und Weiterbildung in der regionalen Allgemeinmedizin), Magdeburg, Deutschland
  • Thomas Lichte - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Arbeitsbereich HAWIRA (Hausärztliche Aus- und Weiterbildung in der regionalen Allgemeinmedizin), Magdeburg, Deutschland
  • Silke Brenne - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Arbeitsbereich HAWIRA (Hausärztliche Aus- und Weiterbildung in der regionalen Allgemeinmedizin), Magdeburg, Deutschland; IB Hochschule für Gesundheit und Soziales, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-04-11

doi: 10.3205/24degam201, urn:nbn:de:0183-24degam2015

Published: September 23, 2024

© 2024 Bartsch et al.
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Text

Hintergrund: Der 27. Januar 2020 gilt als der Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie in Deutschland (WHO 2022). Eine Infektion mit SARS-CoV-2 zeichnet sich durch eine große Variabilität der Verläufe aus. Mit einer Prävalenz von etwa 6–15% (Wulf Hanson et al. 2022) weisen Patient:innen auch nach einer Infektion weiterhin Symptome auf.

Das Long-Covid/Post-Covid-Syndrom zeigt vielfältige unspezifische Symptome (Kozłowski et al. 2024). Die Differenzierung zwischen Long-Covid/Post-Covid und anderen körperlichen oder psychischen Erkrankungen gestaltet sich dadurch schwierig. Hausärzt:innen sind meist die erste Anlaufstelle für Patient:innen und somit eine Berufsgruppe, die am Anfang der Diagnostik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms steht (Davin-Casalena et al. 2021).

Fragestellung: Ziel des Dissertationsvorhabens ist die Beantwortung folgender Hauptforschungsfragen:

Wird das Long-Covid/Post-Covid-Syndrom in Hausarztpraxen Sachsen-Anhalts diagnostiziert?

Wie erleben Hausärzt:innen die Thematik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms und den Weg bis zur Diagnose?

Methoden: Die Datenerhebung erfolgte anhand von leitfadengestützten Expert:innen-Interviews bei niedergelassenen Hausärzt:innen (Fachärzt:innen für Allgemeinmedizin sowie für Innere Medizin) Sachsen-Anhalts. Der Befragungszeitraum war von Januar bis Mai 2024. Die Daten werden nach der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (Mayring 2015).

Ergebnisse: Hausärzt:innen berichten von Patient:innen, die nach einer Infektion mit dem SARS-Cov-2-Virus weiterhin Symptome aufweisen, z.B. Einschränkungen der kardio-pulmonalen Leistungsfähigkeit, Fatigue, Denk- und Konzentrationsstörungen.

Zunächst schließen Hausärzt:innen häufige Differentialdiagnosen, wie Anämien, Pneumonien, Hypothyreosen, Herzrhythmusstörungen u.v.m. mittels Diagnostik aus. Sind Differentialdiagnosen ausgeschlossen, wird das Long-Covid/Post-Covid-Syndrom in Betracht gezogen. Bei anhaltender Beschwerdesymptomatik wird in einigen Fällen eine weitere Therapie in einer Rehabilitationsklinik angestrebt.

Diskussion: Bisher zeigt sich kein einheitlicher Weg für die Diagnose des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms in der hausärztlichen Versorgung. Die Abgrenzung zu psychosomatischen und psychiatrischen Krankheitsbildern beruht auf der Erfahrung der Ärzt:innen. Die ergänzende Therapie in Rehabilitationskliniken kann in einigen Fällen unterstützend sein.

Take Home Message für die Praxis: Die Sensibilität für die Diagnostik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms sollte weiterhin erhalten bleiben.

Hausärztlicher Erfahrungsaustausch fördert einen einheitlichen Weg zur Diagnosestellung und zur bedarfs- und bedürfnisgerechten Versorgung von betroffenen Patient:innen.