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Die Diagnostik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms in den Hausarztpraxen Sachsen-Anhalts – eine qualitative Querschnittsstudie
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Der 27. Januar 2020 gilt als der Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie in Deutschland (WHO 2022). Eine Infektion mit SARS-CoV-2 zeichnet sich durch eine große Variabilität der Verläufe aus. Mit einer Prävalenz von etwa 6–15% (Wulf Hanson et al. 2022) weisen Patient:innen auch nach einer Infektion weiterhin Symptome auf.
Das Long-Covid/Post-Covid-Syndrom zeigt vielfältige unspezifische Symptome (Kozłowski et al. 2024). Die Differenzierung zwischen Long-Covid/Post-Covid und anderen körperlichen oder psychischen Erkrankungen gestaltet sich dadurch schwierig. Hausärzt:innen sind meist die erste Anlaufstelle für Patient:innen und somit eine Berufsgruppe, die am Anfang der Diagnostik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms steht (Davin-Casalena et al. 2021).
Fragestellung: Ziel des Dissertationsvorhabens ist die Beantwortung folgender Hauptforschungsfragen:
Wird das Long-Covid/Post-Covid-Syndrom in Hausarztpraxen Sachsen-Anhalts diagnostiziert?
Wie erleben Hausärzt:innen die Thematik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms und den Weg bis zur Diagnose?
Methoden: Die Datenerhebung erfolgte anhand von leitfadengestützten Expert:innen-Interviews bei niedergelassenen Hausärzt:innen (Fachärzt:innen für Allgemeinmedizin sowie für Innere Medizin) Sachsen-Anhalts. Der Befragungszeitraum war von Januar bis Mai 2024. Die Daten werden nach der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (Mayring 2015).
Ergebnisse: Hausärzt:innen berichten von Patient:innen, die nach einer Infektion mit dem SARS-Cov-2-Virus weiterhin Symptome aufweisen, z.B. Einschränkungen der kardio-pulmonalen Leistungsfähigkeit, Fatigue, Denk- und Konzentrationsstörungen.
Zunächst schließen Hausärzt:innen häufige Differentialdiagnosen, wie Anämien, Pneumonien, Hypothyreosen, Herzrhythmusstörungen u.v.m. mittels Diagnostik aus. Sind Differentialdiagnosen ausgeschlossen, wird das Long-Covid/Post-Covid-Syndrom in Betracht gezogen. Bei anhaltender Beschwerdesymptomatik wird in einigen Fällen eine weitere Therapie in einer Rehabilitationsklinik angestrebt.
Diskussion: Bisher zeigt sich kein einheitlicher Weg für die Diagnose des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms in der hausärztlichen Versorgung. Die Abgrenzung zu psychosomatischen und psychiatrischen Krankheitsbildern beruht auf der Erfahrung der Ärzt:innen. Die ergänzende Therapie in Rehabilitationskliniken kann in einigen Fällen unterstützend sein.
Take Home Message für die Praxis: Die Sensibilität für die Diagnostik des Long-Covid/Post-Covid-Syndroms sollte weiterhin erhalten bleiben.
Hausärztlicher Erfahrungsaustausch fördert einen einheitlichen Weg zur Diagnosestellung und zur bedarfs- und bedürfnisgerechten Versorgung von betroffenen Patient:innen.