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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Die Sicht von kognitiv und sprachlich beeinträchtigten Menschen auf die Kommunikation in der hausärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Larissa Kühnel - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, AG1 Sustainable Environmental Health Sciences, Bielefeld, Deutschland
  • Kristina Ottersbach - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, AG1 Sustainable Environmental Health Sciences, Bielefeld, Deutschland
  • Rebecca Lätzsch - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
  • Ivonne Wattenberg-Karapinar - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
  • Claudia Hornberg - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, AG1 Sustainable Environmental Health Sciences, Bielefeld, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-04-06

doi: 10.3205/24degam196, urn:nbn:de:0183-24degam1960

Published: September 23, 2024

© 2024 Kühnel et al.
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Text

Hintergrund: Die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen erfolgt überwiegend ambulant und in erster Linie im hausärztlichen Setting. Dabei spielt eine vertrauensvolle Ärzt:innen-Patient:innen-Beziehung eine entscheidende Rolle. Allerdings treten auch regelmäßig Kommunikationsschwierigkeiten mit Menschen mit kognitiven und/oder sprachlichen Beeinträchtigungen (MmksB) in der Versorgung auf.

Fragestellung: Das Ziel der Studie ist es, u. a. Bedarfe und Herausforderungen von MmksB in ihrer hausärztlichen Versorgung zu analysieren. Die leitende Forschungsfrage lautet: „Wie erleben MmksB die Kommunikation mit Hausärzt:innen?“.

Methoden: Als Teil der Bedarfsanalyse des Forschungsprojekts „OptiKomm“ wurden 19 leitfadengestützte Interviews mit MmksB von 06/23 bis 01/24 durchgeführt. Der Interviewleitfaden enthielt einen Fragenblock zu Kommunikationserfahrungen mit Hausärzt:innen. Die Interviews wurden im Nachgang transkribiert, pseudonymisiert, codiert und inhaltsanalytisch nach Kuckartz und Rädiker (2022) ausgewertet.

Ergebnisse: Die Mehrheit der MmksB berichtet einerseits von insgesamt positiven Kommunikationserfahrungen. Hausärzt:innen führen oft Gespräche auf Augenhöhe, hören aufmerksam zu und kündigen Behandlungsschritte an. Als herausfordernd wurde anderseits gesehen, dass Gespräche oft zu schnell geführt, inhaltlich zu komplex aufgebaut sind und die sprachlichen und kognitiven Bedarfe nicht immer ausreichend berücksichtigt werden. Ferner wurde das Verhalten der Hausärzt:innen thematisiert, hier fühlen sich MmksB teilweise nicht genügend in die Behandlung einbezogen. Die Behandlungszeit wurde zudem als wichtiger Einflussfaktor von fast allen MmksB genannt.

Diskussion: Der Großteil der MmksB nannte ähnliche Kommunikationsbedarfe, die auch durch weitere Erkenntnisse aus anderen Studien untermauert werden. Entscheidend für die Versorgung ist, ob Hausärzt:innen diese Bedarfe erkennen und berücksichtigen. Es stellt sich heraus, dass die Kommunikation einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit mit der hausärztlichen Versorgung hat.

Take Home Message für die Praxis: Aus der Sicht der MmksB ist die Kommunikation mit Hausärzt:innen überwiegend zufriedenstellend. Allerdings bestehen insbesondere beim Einbezug in die Behandlung und beim Erfragen und Ernstnehmen von kommunikativen und medizinischen Bedürfnissen noch Handlungsbedarfe z. B. in Form von Schulungen und Weiterbildungen.