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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit, Lebensqualität, Patientenmerkmalen und dem Schweregrad der COVID-19-Symptome in der BACOM-Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karoline Lukaschek - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Heidi Hentschel - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Marietta Rottenkolber - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland; BACOM Studiengruppe, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-03-02

doi: 10.3205/24degam185, urn:nbn:de:0183-24degam1856

Published: September 23, 2024

© 2024 Lukaschek et al.
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Text

Hintergrund: Anfang 2018 waren in Deutschland rund 3,3 Millionen Menschen pflegebedürftig (81,5% ≥60 Jahre, 65% weiblich). In dieser Gruppe war die Infektion mit SARS-CoV-2 mit einer höheren Morbidität und Mortalität verbunden. Die eingeführten Maßnahmen zum Eindämmen der Pandemie boten zwar Schutz, verhinderten aber gleichzeitig die für die psychische Gesundheit wichtigen sozialen Interaktionen.

Fragestellung: Welcher Zusammenhang besteht zwischen psychischer Gesundheit, Lebensqualität, soziodemographischen Patientenmerkmalen und einer Corona-Infektion bei Pflegebedürftigen?

Methoden: Vorliegende bayernweite Registerstudie untersuchte die Studiengruppe (n=532, pflegebedürftig, SARS-CoV-2 positiv), Kontrollgruppe 1 (n=213, pflegebedürftig, SARS-CoV-2 negativ) und Kontrollgruppe 2 (n=233, nicht-pflegebedürftig, SARS-CoV-2-positiv). Deskriptive Analysen sowie multivariate logistische Regressionen mit „Depression“ (PHQ-9) bzw. „Angststörung“ (GAD-7) als abhängige und verschiedene Parameter wie Alter, BMI, Familienstand, Lebensqualität (EQ-5D-5L, EQ-VAS), Demenz (SIS), Schweregrad der Infektion und Symptomdauer als unabhängige Variablen wurden durchgeführt (sowohl in den einzelnen Gruppen als auch über die Gesamtteilnehmendenzahl).

Ergebnisse: Von 978 Teilnehmenden in allen drei Gruppen (64,4% weiblich, Durchschnittsalter: 77,5 ± 13,8 Jahre) hatten 15,3% (n=150) eine mindestens leichte Depression (PHQ-9 >9) und 7% (n=68) eine mindestens mittelgradig ausgeprägte Angststörung (GAD-7>9). Signifikant mit der Wahrscheinlichkeit höherer PHQ-9-Werte assoziiert waren: Alter in Jahren (OR: 0,980, 95% CI 0,963–0,998, p-Wert 0,028) und Lebensqualität (EQ-5D-5L (OR: 0,138, 95% CI 0,061–0,309, p-Wert <0,001), EQ-VAS-Score (OR: 0. 962, 95% CI 0,949–0,974, p-Wert <0,001)). Signifikant mit der Wahrscheinlichkeit höherer GAD-7-Werte assoziiert war die Lebensqualität (EQ-VAS-Score, OR: 0,968, 95% CI 0,952–0,984, p-Wert <0,001).

Diskussion: Bei Pflegebedürftigen war eine niedrige Lebensqualität mit schlechterer psychischer Gesundheit assoziiert. Dies liegt möglicherweise am Verlust der Selbstständigkeit. Eine SARS-CoV-2-Infektion war nicht mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit assoziiert. Die Integration von nicht mehr selbstständigen Menschen sollte verbessert werden, z.B. in Mehrgenerationenhaushalten.

Take Home Message für die Praxis: Die psychische Gesundheit pflegebedürftiger älterer Menschen ist stark abhängig von der Lebensqualität. Lebensqualität hängt auch vom Grad der Selbstständigkeit ab.