Article
Interprofessionelle Lehre – Medizin trifft Pharmazie: ein Pilotprojekt an der Universität Münster
Search Medline for
Authors
Published: | September 23, 2024 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Das Implementieren interprofessioneller Lehre (IPL) in der Ausbildung von Studierenden der Medizin und Pharmazie ist ein strategisches Ziel der Universität Münster. Im Februar 2024 startete ein erstes Pilotprojekt – entwickelt von Lehrenden und Studierenden der Pharmazie, der Humanmedizin (Institut für Allgemeinmedizin) sowie des Instituts für Ausbildung und Studienangelegenheiten. Zwölf Studierende beider Professionen bearbeiteten – nach persönlichem Kennenlernen – gemeinsam papierbasierte Fallbeispiele in (interprofessionell) moderierten Kleingruppen.
Fragestellung: Wie können Barrieren zur interprofessionellen Zusammenarbeit bereits im Studium abgebaut werden, um damit die Patientensicherheit zu erhöhen?
Methoden: Vor und nach der Veranstaltung wurden alle Studierenden aufgefordert, die auf Deutsch übersetzte Version des „UWE Interprofessional Questionnaire“ auszufüllen. Dieser Fragebogen erfasst auf vier Skalen die persönliche Einstellung der Studierenden zur Kommunikation und Teamarbeit (CTS), interprofessionellem Lernen (IPL), interprofessionellen Interaktionen (ILIS) und interprofessionellen Beziehungen (IPRS). Die Prä-post-Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 47 Fragebögen getrennt nach Professionen ausgewertet (24 Prä-, 23 Post-Einschätzungen). Die Teilnehmenden waren im Mittel 24 [Spanne 21–33] Jahre alt (74% weiblich). Die Ergebnisse der Prä-Einschätzung waren in beiden Gruppen annähernd gleich. CTS und IPL verbesserte sich signifikant bei den Studierenden der Pharmazie. IPRS verbesserte sich bei beiden Professionen. ILIS veränderte sich nicht signifikant. Auf der Schulnotenskala wurde die Veranstaltung im Median mit 1 bewertet.
Diskussion: Durch dieses Pilotprojekt konnten antizipierte Barrieren in der Zusammenarbeit beider Professionen abgebaut werden. Die hier beschriebene Kohorte ist klein, weitere Lehrveranstaltungen sind bereits geplant (Mai 2024) und werden wissenschaftlich begleitet. Grundlagen für eine produktive Zusammenarbeit im Sinne des Patientenwohls sind das gegenseitige Verständnis für die Kompetenzen, Expertise und Schwerpunkte des jeweils anderen, eine gute Kommunikation sowie gegenseitige Wertschätzung. Dieses Projekt trägt dazu bei.
Take Home Message für die Praxis: Die interprofessionelle Lehre steigert die Qualität der zukünftigen Patientenversorgung und bietet Wissenszugewinn für alle Beteiligten. Perspektivisch sollten sich interprofessionelle Lehrformate in der curricularen Lehre etablieren, um Studierende beider Professionen auf die Zusammenarbeit in der immer komplexeren Patientenversorgung optimal vorzubereiten.