Article
Einstellungen der Allgemeinbevölkerung zu Patientenkonsultationen durch Gesundheitsfachberufe in der Hausarztpraxis – eine Querschnittsbefragung der Allgemeinbevölkerung
Search Medline for
Authors
Published: | September 23, 2024 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Delegation hausärztlicher Aufgaben an Gesundheitsfachberufe in der Hausarztpraxis (kurz MFA+) wird als eine Möglichkeit angesehen zukünftig die flächendeckende hausärztliche Versorgung sicherzustellen.
Fragestellung: Welche Einstellung hat die Allgemeinbevölkerung gegenüber MFA+-geführten Patientenkonsultationen in der Hausarztpraxis?
Methoden: Wir führten 2023 eine Online-Querschnittsbefragung mit 3.066 Personen der Allgemeinbevölkerung des HeReCa-Panels durch, das regelmäßig Ansichten zu Gesundheitsfragen der Allgemeinbevölkerung (Alter >18 Jahre) untersucht. Unser selbstentwickelter, pregetesteter Fragebogen basierend auf 6-Punkt-Likert-Skalen umfasste soziodemografische Merkmale, hausarztpraxisbezogenen Charakteristika sowie Einstellungen zu MFA+-geführten Patientensprechstunden. Die statistische Analyse erfolgte deskriptiv und als logistische Regression via SPSS 25.0. Hierin wurden die Items „Ich habe Vertrauen in die fachlichen bzw. empathischen Fähigkeiten der MFA+ meiner Hausarztpraxis“ operationalisiert als hohes Vertrauen (stimme zu/eher zu) und geringeres Vertrauen (stimme teilweise zu/eher nicht zu/stimme nicht zu).
Ergebnisse: Von 1.532 Teilnehmenden (Antwortrate: 50,0%) wurden 1.475 Personen in die Analyse eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter betrug 56,4 Jahre (Standardabweichung = 13,9 Jahre), 57,5% waren weiblich. MFA+-geführte Sprechstunden wurden von 56 Teilnehmenden (3,8%) bereits erlebt. Von den übrigen Teilnehmenden waren 83,6% bereit oder eher bereit, sich von MFA+ für akute und chronische Beratungsanlässe behandeln zu lassen. Ein höheres Lebensalter (Effekt pro Standardabweichung, Referenz: Durchschnittsalter; OR: 0,73, 95%-CI [0,97;0,99]) und die Betreuung durch Hausärzte/-ärztinnen aus Einzelpraxen (Referenz: Gemeinschaftspraxis; OR: 0,67, 95%-CI [0,47;0,69]) waren mit signifikant geringerer Offenheit für MFA+-geführte Patientensprechstunden assoziiert. Ein höheres Vertrauen (Referenz jeweils: geringeres Vertrauen) in die fachlichen Fähigkeiten der MFA+ (OR: 2,03 95%-CI [1,35;3,06]) bzw. in ihre Fähigkeiten, empathische Gespräche zu führen (OR: 1,76 95%-CI [1,15;2,67]) waren signifikant mit größerer Offenheit für MFA+-geführte Patientensprechstunden assoziiert.
Diskussion: Die Befragungsergebnisse liefern wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklung künftiger Modellprojekte. Es ist von Bedeutung, dafür erforderliche Rahmenbedingungen zu identifizieren und im Rahmen von Modellprojekten zu testen.
Take Home Message für die Praxis: Die Mehrheit der Befragten waren bereit oder eher bereit sich in einer MFA+-geführten Sprechstunde behandeln zu lassen.