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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Opiat-Substitutionstherapie in der hausärztlichen Versorgung: eine Umfrage unter Hausärzt:innen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benedikt Sonnek - Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Jan Koetsenruijter - Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Cornelia Strassner - Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Andreas Christian Dreher - Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Simon Schwill - Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-29-03

doi: 10.3205/24degam157, urn:nbn:de:0183-24degam1574

Published: September 23, 2024

© 2024 Sonnek et al.
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Text

Hintergrund: Die Opiat-Substitutionstherapie (OST) ist eine wichtige Behandlungsform für Patient:innen mit Opioid-Abhängigkeit. Etwa die Hälfte der Patient:innen erhält eine OST, was auch auf einen Mangel an substituierenden Ärzt:innen in Deutschland zurückzuführen ist. Ein möglicher Lösungsansatz könnte sein, Hausärzt:innen (HÄ) umfangreicher in die OST zu integrieren. In dieser Studie sollte die hausärztliche Sichtweise zu Vor- und Nachteilen einer OST in der Primärversorgung erhoben werden.

Fragestellung: Welche Vor- und Nachteile bestehen für das Angebot einer Opiat-Substitution-Behandlung in der Hausarztpraxis und welche Maßnahmen können ergriffen werden, um dem wachsenden Versorgungsdefizit zu begegnen?

Methoden: Im Jahr 2022 wurde ein selbstentwickelter Fragebogen mit 31 Fragen per E-Mail an HÄ in Baden-Württemberg verschickt. Die Fragen umfassten demografische Daten, Ausbildung und Erfahrung in Suchtmedizin, die aktuelle Einstellung bezüglich einer OST in der eigenen Praxis sowie mögliche Barrieren und unterstützenden Faktoren für die OST in der Primärversorgung. Es erfolgte eine quantitative und semi-qualitative Analyse der Daten.

Ergebnisse: Insgesamt antworteten 309 HÄ (Rücklaufquote ca. 6,2%). 71,9% (n=41) der HÄ mit der Zusatzbezeichnung suchtmedizinische Grundversorgung (n=57) und 9,6% (n=22) der HÄ ohne Zusatzweiterbildung (n=228) boten zum Zeitpunkt der Befragung eine OST in der Praxis an. 22,4% der HÄ ohne Zusatzweiterbildung erwogen das Angebot einer OST in der Zukunft, sofern Barrieren reduziert werden. Die am häufigsten genannten Barrieren waren der wahrgenommene Mangel an Kompetenzen, das fordernde Patientenklientel und die unzureichende interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Diskussion: Barrieren der OST in der hausärztlichen Versorgung müssen adressiert werden, um das wachsende Versorgungsdefizit für Menschen mit Opioid-Abhängigkeit zu verringern. Neben der Reduzierung bürokratischer Hindernisse sollte eine bessere Sichtbarkeit von Suchtmedizin in der hausärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung angestrebt werden, um interessierte Ärzt:innen für ein Mitwirken in der Versorgung suchtkranker Patient:innen zu gewinnen.

Take Home Message für die Praxis: Suchtmedizin sollte in das Studium und in die allgemeinmedizinische Weiterbildung integriert werden um die Versorgung opiatabhängiger Patient:innen in Deutschland zu verbessern.