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Implementierbarkeit einer gesprächsbasierten Kurzintervention zur Reduktion von Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung nach intensivmedizinischer Behandlung in der hausärztlichen Praxis – eine qualitative Analyse der PICTURE-Studie
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Für die Versorgung von Patient:innen mit posttraumatischen Belastungen nach intensivmedizinischer Behandlung (Post-ITS-PTBS) besteht aktuell eine Versorgungslücke. Durch die Einbeziehung von Hausärzt:innen soll die Versorgungssituation von Betroffenen mit Post-ITS-PTBS verbessert werden. Hausärzt:innen führten im Rahmen der PICTURE-Studie mit 3 Sitzungen à 45 min. eine gesprächsbasierte Kurzintervention (Narrative Expositionstherapie NET) durch.
Fragestellung: Welche förderlichen und hinderlichen Faktoren können für die Implementierbarkeit einer hausärztlichen Version der NET aus Sicht der Hausärzt:innen identifiziert werden?
Methoden: Im Rahmen der PICTURE-Studie wurden mit allen Hausärzt:innen der Interventionsgruppe strukturierte Supervisionen durchgeführt, die jeweils im Nachgang evaluiert wurden. Die Erhebung fand telefonisch zwischen der 2. und 3. Interventionssitzung durch Fragebogen im offenen Antwortformat statt. Erhoben wurden Einschätzungen bezüglich der Durchführbarkeit, der Wirksamkeit, der Sinnhaftigkeit und der Übertragbarkeit in den hausärztlichen Kontext. Die Datenanalyse erfolgte anhand der Strukturierenden Qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz.
Ergebnisse: Insgesamt konnten Supervisionsprotokolle von n=93 Hausärzt:innen ausgewertet werden. Die Intervention wurde von n=52 Hausärzt:innen als sinnvoll beurteilt, n=50 möchten sie im Praxisalltag dauerhaft implementieren. Als förderliche Faktoren wurde eine gute Erlernbarkeit und Praktikabilität der Intervention genannt. Als größte Hindernisse für die Durchführbarkeit gab die Hälfte der Befragten den erhöhten Zeitaufwand an, gefolgt von einer als nicht angemessen eingeschätzten Vergütung, falls die Intervention bei Implementierung lediglich über die psychosomatische Grundversorgung abrechenbar wäre.
Diskussion: Da die befragten Hausärzt:innen die Möglichkeit einer schnellen und niederschwelligen Therapieoption als förderlichen Faktor für die Versorgung von Patient:innen mit Post-ITS-PTBS betonen, scheint es sinnvoll, zukünftig die benötigten Ressourcen für diesen Mehraufwand zu gewährleisten. Dieser bedarfsangepasste Ansatz hat sich bereits in anderen Bereichen der psychiatrischen Versorgung bewährt.
Take Home Message für die Praxis: Vor dem Hintergrund der fehlenden spezifischen Nachbehandlung für Patient:innen mit Post-ITS-PTBS und langen Wartezeiten für eine Psychotherapie scheint die Implementierung dieser niedrigschwelligen Intervention durch Hausärzt:innen sehr geeignet, diese Versorgungslücke zu schließen.