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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Systematische Übersichtsarbeit zum Effekt von Angehörigenpartizipation bei häufigen psychischen Erkrankungen in der Primärmedizin

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Felix Bader - LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Linda Sanftenberg - LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Gabriele Pitschel-Walz - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Caroline Jung-Sievers - LMU München, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie IBE, München, Deutschland; Pettenkofer School of Public Health, Deutschland
  • Tobias Dreischulte - LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Jochen Gensichen - LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-28-03

doi: 10.3205/24degam152, urn:nbn:de:0183-24degam1527

Published: September 23, 2024

© 2024 Bader et al.
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Text

Hintergrund: Psychische Erkrankungen werden oftmals u.a. auch von Hausärzten diagnostiziert und behandelt. Während der Einbezug von Angehörigen insbesondere bei Erkrankungen wie Demenz bereits erforscht ist, ist Angehörigenpartizipation im hausärztlichen Setting für häufige psychische Erkrankungen wie Depression oder Angst wenig untersucht.

Fragestellung: Welchen Effekt haben Interventionen für oder der Einbezug von Angehörigen im hausärztlichen Setting auf klinische Endpunkte wie z.B. das Befinden, die Symptomatik oder Therapieadhärenz von Patienten mit häufigen psychischen Erkrankungen?

Methoden: Eine systematische Literatursuche wurde im August 2023 in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library, EMBASE, APA PsycInfo, APA PsycArticles und PSYNDEX durchgeführt. Die Studienregister ICTRP, clinicaltrials.gov und DRKS wurden im Oktober 2023 durchsucht (PROSPERO: CRD42023460471).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 8.242 Studien identifiziert. Zwei randomisierte Studien, zwei nicht-randomisierte Studien und zwei Studienprotokolle für randomisierte kontrollierte Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Die Interventionen in drei von vier Studien zeigten einen positiven Effekt auf die psychische Gesundheit der Betroffenen. Eine Einteilung in technologiebasierte und persönliche Interventionen erfolgte. In der Gruppe der technologiebasierten Interventionen war Self-Management-Support, in der Gruppe der persönlichen Interventionen Gruppentreffen mit mehreren Familienmitgliedern, die Elemente wie Psychoedukation und Lernen durch Erfahrungsaustausch enthielten, wirksam.

Diskussion: Die Einbeziehung Angehöriger in die Behandlung von Patienten mit Depression oder Angst in der Primärversorgung könnte sich positiv auf die Gesundheitsergebnisse der Patienten auswirken. Da bisher nur wenige Studien im hausärztlichen Setting durchgeführt wurden, muss diese Schlussfolgerung auf Basis einer geringen Evidenz gezogen werden. Künftige RCTs, speziell im hausärztlichen Setting werden als notwendig erachtet.

Take Home Message für die Praxis: Der Einbezug von Angehörigen kann die Therapieergebnisse von Patienten mit Depression oder Angst verbessern. Digitale Formate können den Zeitaufwand begrenzen. Elemente wie Self-Management-Support oder auch Psychoedukation können sich im hausärztlichen Setting besonders anbieten. Zudem ermöglicht die Partizipation von Angehörigen ein frühzeitiges Erkennen und Intervenieren im Falle von psychischen Belastungen der Angehörigen selbst.