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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Untersuchung der LDL-Werte und des individuellen CVD-Risikos in einer populationsbasierten Kohortenstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Freyer Martins Pereira - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine/Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Aniela Angelow - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine/Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Jean-François Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine/Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-27-02

doi: 10.3205/24degam145, urn:nbn:de:0183-24degam1458

Published: September 23, 2024

© 2024 Freyer Martins Pereira et al.
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Text

Hintergrund: Kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) sind eine führende Todesursache in Deutschland, wobei Hypercholesterinämie ein wesentlicher Risikofaktor ist. Die European Society of Cardiology (ESC) macht in ihrer Hyperlipidämie-Leitlinie die Behandlung vom dem mit SCORE ermittelten Risiko für tödliche CVD abhängig und empfiehlt bestimmte LDL-Zielwerte.

Fragestellung: Wie viele Proband:innen erreichen die von der ESC-Leitlinie empfohlenen LDL-Zielwerte?

Methoden: Eine deskriptive Analyse des CVD-Risikos und der Lipidwerte von 6.752 Proband:innen der populationsbasierten SHIP-2 und SHIP-Trend-0-Kohorte (2008–2012) aus Vorpommern.

Ergebnisse: Von 2.653 Proband:innen (40–69 Jahre) wurde das Risiko eines tödlichen kardiovaskulären Ereignisses mit SCORE ermittelt (mehr Ergebnisse folgen zum Kongress). Der mittlere Cholesterinspiegel betrug 5,65 (95%–KI: 3,70–8,00) mmol/L, LDL lag bei 3,50 (95%-KI: 1,76–5,50) mmol/L und HDL bei 1,44 mmol/L (95%-KI: 0,81–2,31). Den ESC-LDL-Zielwert erfüllen 82% der Proband:innen nicht, und von diesen nahmen 86% keine lipidsenkende Therapie (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Diskussion: Die Mehrheit erreichen die von der ESC-Leitlinien empfohlenen LDL-Zielwerte nicht. Ein Versuch die Zielwerte zu erreichen würde zu einer massiven Ausweitung der medikamentösen Therapie führen. Angesichts des geringen bis unsicheren Nutzen der Lipidsenkung in der Primärprävention erscheint eine solche Ausweitung schwer zu rechtfertigen, auch wenn es teilweise Hinweise auf Unterversorgung gibt.

Take Home Message für die Praxis: Die Ergebnisse verdeutlichen eine Diskrepanz zwischen denen von der ESC-Leitlinie empfohlenen LDL-Zielwerten und deren tatsächlichen Werten. Indikationsstellung zur lipidsenkenden Therapie muss in Bezug auf Nutzen, Schaden und Medikalisierung der Bevölkerung kritisch diskutiert werden. Insbesondre die Risikoschwellen für die Indikationsstellung erscheinen zu niedrig.