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Identifikation von Langzeitüberlebenden einer Krebserkrankung (LÜK) aus dem Praxisverwaltungssystem (PVS) – eine Machbarkeitsstudie
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Die Anzahl von LÜK nimmt zu. Die langfristige Versorgung dieser Patient:innen findet meist in hausärztlichen Praxen (HAP) statt, welche mögliche Langzeit- und Spätfolgen im Blick haben müssen. Zur Untersuchung der Bedarfe dieser Zielgruppe braucht es Studien zu und mit LÜK in der HAP unter Alltagsbedingungen. Zur Studiendurchführung müssen LÜK in der HAP identifiziert werden können.
Fragestellung: Inwieweit und mit welchem Aufwand lassen sich LÜK in der hausärztlichen Dokumentation identifizieren?
Methoden: Die Machbarkeitsstudie wurde von Februar bis April 2024 in 20 HAP in Sachsen und Hessen durchgeführt. Studienmitarbeiterinnen besuchten HAP vor Ort und leiteten Arzt/Ärztin und/oder MFA bei der Identifikation anhand einer Kriterienliste (ohne Einwilligung der Patient:innen) an. Machbarkeitsmerkmale wie Zeitaufwand, mögliche Filtersetzung im PVS, Hürden sowie Anzahl geprüfter/identifizierter Patient:innen wurden dokumentiert und der Prozess evaluiert. Die anschließende Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse: Es willigten 20 HÄ mit MFA in die Studienteilnahme ein. Daten von 14 Praxen liegen bereits vor. Die Praxen verwendeten 11 unterschiedliche PVS. Es wurden 823 Patient:innen geprüft, 231 LÜK identifiziert (pro Praxis 8 bis 26). Im Schnitt wurden dafür 75 Minuten benötigt (Min. 11 Minuten, Max. 165 Minuten). 0–11 Filter konnten für Kriterien gesetzt werden, mit unterschiedlicher Darstellung wie visueller Markierung. Der gewählte Prozess der Identifikation wurde von allen als sinnvoll eingeschätzt, die Umsetzbarkeit wurde dagegen von sehr gut bis nicht gut machbar eingestuft – je nach individuell benötigtem Zeitaufwand. Die Anwesenheit der Studienmitarbeiterinnen wurde geschätzt. Im Nachgang erwiesen sich wenige Identifikationen fehlerhaft.
Diskussion: Es ließen sich in allen Praxen LÜK identifizieren, jedoch nicht immer über das Filtern von Kriterien im PVS. Entsprechend war der zeitliche Aufwand stark unterschiedlich in Abhängigkeit der Möglichkeiten des PVS und der eigenen Erfahrung damit. Das evaluierte Vorgehen lässt sich auf andere Erkrankungen anwenden und kann unter bestimmten Umständen ohne individuelle Einwilligungen von Patient:innen erfolgen.
Take Home Message für die Praxis: Die Identifikation von LÜK ist in HAP mit individuell unterschiedlichem zeitlichem Aufwand möglich und sollte bei der Studienplanung berücksichtigt werden.