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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Die Gebärdenstunde: Videosprechstunde für Menschen mit Gehörlosigkeit

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karolina Alicja Starzynska - HausArzt Dres. Schmittdiel, Deutschland
  • Cleopatra Diana Meincke - HausArzt Dres. Schmittdiel, Deutschland
  • Lothar Heinrich Anton Schmittdiel - HausArzt Dres. Schmittdiel, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-23-05

doi: 10.3205/24degam126, urn:nbn:de:0183-24degam1267

Published: September 23, 2024

© 2024 Starzynska et al.
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Hintergrund: Die Menschen mit Gehörlosigkeit werden im Vergleich zur hörenden Bevölkerung oft mit einer Vielzahl von Gesundheitsdisparitäten konfrontiert. Die gehörlosen Patienten haben häufig Schwierigkeiten, sich effektiv mit medizinischem Personal zu verständigen, insbesondere wenn keine Gebärdensprachdolmetscher:innen verfügbar sind. Diese Kommunikationsbarrieren können zu Missverständnissen führen, die sich negativ auf die Qualität der Versorgung auswirken.

Fragestellung: Kann die Versorgung der gehörlosen Patienten durch eine Videosprechstunde (Gebärdenstunde) verbessert werden?

Methoden: Es wird eine Videosprechstunde für gehörlose Menschen im Alter von 16 bis 75 Jahren angeboten. Das Angebot wird über Aushänge in Gehörlosenzentren und Anzeige auf der Praxis-Webseite bekannt gegeben. Die Videosprechstunde dient der Erhebung einer strukturierten Anamnese durch die DGS-Dolmetscherin (C.D. Meincke, MFA in Ausbildung). Für das Anamnesegespräch werden strukturierte, in Praxis-Software hinterlegte Bögen zu Leitsymptomen verwendet. In der Praxis tätige Ärzte stehen während der Videokonsultation für Rücksprache zur Verfügung. Im Anschluss an die Sprechstunde wird dem Patienten ein standardisierter Bogen mit Zusammenfassung der Anamnese, empfohlenen diagnostischen Maßnahmen und Therapie elektronisch zugeschickt. Das Formblatt kann zur Vorstellung bei einem wohnortnahen Arzt genutzt werden, um ggf. weitere Diagnostik oder Therapie einzuleiten. Die Teilnehmer werden gebeten, nach der Videosprechstunde eine Online-Umfrage auszufüllen. Über einen Zeitraum von ca. 4 Monaten werden ca. 30 Patienten in das Projekt eingeschlossen.

Ergebnisse: Durch die Auswertung der Online-Umfrage möchten wir Einblicke in die Wahrnehmung der medizinischen Versorgung durch gehörlose Patienten geben, ihre Zufriedenheit mit aktuellem Angebot erfragen und Barrieren aufgrund von früheren Erfahrungen identifiziert. Wir erwarten eine verbesserte Versorgung dieser Patientengruppe.

Diskussion: Die Einführung neuer Technologien zur barrierefreien Kommunikation sowie die Integration von Patientenfeedback sind Strategien, die zur Optimierung der Versorgung von gehörlosen Patienten beitragen können. Besonders in ländlichen Gebieten, wo Gebärdensprachdolmetscher:innen oft eingeschränkt verfügbar sind, kann die Videosprechstunde den Zugang zu medizinischem Fachpersonal verbessern.

Take Home Message für die Praxis: Dieses Projekt soll aufzeigen, wie medizinische Dienstleistungen über Telemedizin für gehörlose Menschen möglicherweise realisierbar sind.