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Wem würden Hausärzt:innen eine Digitale Gesundheitsanwendung verordnen? Eine Mixed-Methods-Analyse zu Personen mit psychischen Erkrankungen
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Seit 2020 können Digitale Gesundheitsanwendungen sogenannte Apps auf Rezept, auch hausärztlich verordnet werden. Ein Großteil adressiert Indikationen psychischer Erkrankungen (PsyDiGAs). Die Anwendung und damit der Nutzen einer PsyDiGA hängt unter anderem von spezifischen Eigenschaften der Patient:innen ab.
Fragestellung: Bei welchen Patient:innengruppen halten Hausärzt:innen die Verordnung einer PsyDiGA für sinnvoll?
Methoden: Bis Juli 2024 werden ein bundesweiter Online-Survey und qualitative Einzelinterviews mit Hausärzt:innen durchgeführt. Vorläufige Auswertungen basieren auf 36 Datensätzen und 6 Interviewtranskripten. Es erfolgten deskriptive Analysen des Surveys zur Einschätzung verschiedener Personengruppen und die induktive Auswertung der Interviewtranskripte zur Begründung von Verordnungen an bestimmte Patient:innen.
Ergebnisse: Die Teilnehmenden des Surveys (zwei Drittel weiblich) sind zwischen 32 und 84 Jahren alt und seit weniger als einem und bis zu 45 Jahren hausärztlich tätig. Knapp die Hälfte gibt an, PsyDiGAs zu verordnen, im Durchschnitt für 4 Patient:innen pro Quartal.
Die Befragten würden folgenden Patient:innengruppen eher eine PsyDiGA verordnen (Zustimmungsraten >75%): Erwachsene bis 65 Jahre; gute Deutschkenntnisse; hohes Schamgefühl bzgl. der Erkrankung; positive Erfahrungen mit DiGAs in der Vergangenheit sowie eingeschränkte geografische oder körperliche Mobilität.
In den Interviews wurden zudem Aspekte der intellektuellen Fähigkeiten, digitalen Affinität, Eigenmotivation und sozialen Unterstützung genannt. Patient:innen, die sich nicht auf eine PsyDiGA und/oder Verhaltensänderung einlassen, würde keine PsyDiGA verordnet. Die Preisstruktur der PsyDiGAs trüge dazu bei, dass diese nur verordnet werden, wenn die Patient:innen sie tatsächlich nutzen.
Diskussion: Hausärzt:innen haben eine klare Vorstellung davon, bei welchen Patient:innengruppen davon auszugehen ist, dass diese eine PsyDiGA anwenden können und werden. Bei ihrer Einschätzung berücksichtigen Hausärzt:innen den erwarteten Nutzen für die Patient:innen, die psychotherapeutische Versorgungssituation und die Wirtschaftlichkeit von PsyDiGAs.
Take Home Message für die Praxis: Hausärzt:innen würden vor allem jüngeren, digital affinen Patient:innen mit hoher Eigenmotivation sowie Patient:innen mit eingeschränkter Mobilität eine PsyDiGA verordnen.