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Umsetzung von Handlungsempfehlungen für die hausärztliche Versorgung von Patient:innen mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen – Ergebnisse einer Mixed-Methods-Studie
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Rund 20% der Patient:innen in hausärztlichen Praxen sind von chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (CNTS) betroffen. CNTS ist somit ist ein häufiger Beratungsanlass, der eine multimodale und häufig auch interdisziplinäre und interprofessionelle Behandlung erfordert. Ein strukturiertes Vorgehen bei der Versorgung von betroffenen Patient:innen ist daher wünschenswert. Die DEGAM S1-Handlungsempfehlung „Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz“ wurde Ende 2023 aktualisiert und schlägt einen Algorithmus für die Behandlung von Patient:innen mit CNTS vor.
Fragestellung: Inwieweit werden zentrale Empfehlungen der DEGAM S1-Handlungsempfehlung zu CNTS umgesetzt?
Methoden: Im Zeitraum von April bis November 2023 wurden im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts RELIEF eine Fragebogenerhebung und telefonische Interviews unter Hausärzt:innen und Patient:innen mit CNTS durchgeführt. Die Befragungen adressierten zentrale Inhalte der S1-Handlungsempfehlung, wenngleich sie noch vor deren Veröffentlichung durchgeführt wurden. Die Fragebögen wurden deskriptiv und die Interviews inhaltsanalytisch ausgewertet. Quantitative und qualitative Ergebnisse in Bezug auf die Umsetzung ausgewählter Leitlinienempfehlungen werden im Sinne einer Triangulation gegenübergestellt.
Ergebnisse: An der schriftlichen Befragung nahmen 131 Hausärztinnen und 252 Patient:innen teil. Es wurden Interviews mit 21 Hausärztinnen und 40 von CNTS betroffenen Patient:innen geführt. Beide Datenquellen deuten auf Optimierungspotential bei der Umsetzung von zentralen Inhalten der S1-Handlungsempfehlung hin, insbesondere in den Bereichen Informationserhebung, Edukation, Therapieplanung und Opioidmanagement. In den qualitativen Daten konnten verschiedene Barrieren für die Implementierung identifiziert werden.
Diskussion: Angesichts der hohen Zahl von Patient:innen mit CNTS im hausärztlichen Bereich ist die Umsetzung der S1-Handlungsempfehlung für die Praxisteams mit Herausforderungen verbunden. Instrumente zur Identifikation derjenigen Patient:innen, die von einer intensiveren hausärztlichen Betreuung profitieren und Praxiswerkzeuge, die die Umsetzung eines leitliniengerechten, strukturierten Schmerzmanagements erleichtern, werden benötigt.
Take Home Message für die Praxis: CNTS ist ein häufiger und komplexer Beratungsanlass in der hausärztlichen Praxis. Zentrale Empfehlungen zur Schmerzbehandlung werden oft noch nicht umgesetzt. Die Betreuung von betroffenen Patient:innen im Rahmen eines strukturierten Versorgungsprogramms könnte hilfreich sein.