gms | German Medical Science

58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

„Niere.schützen 2.0“: Ergebnisse des Patient:innen-Screenings und der Prävalenzschätzung einer bisher unerkannten chronischen Nierenerkrankung bei Risikopatient:innen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christine Loder - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Alexander Avian - Medizinische Universität Graz, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Graz, Österreich
  • Andrea Berghold - Medizinische Universität Graz, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Graz, Österreich
  • Elisabeth Platzer - Medizinische Universität Graz, Abteilung für Interne Medizin, Graz, Österreich
  • Carolin Zipp - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Alexander Rosenkranz - Medizinische Universität Graz, Abteilung für Interne Medizin, Graz, Österreich
  • Andrea Siebenhofer - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-05-01

doi: 10.3205/24degam024, urn:nbn:de:0183-24degam0244

Published: September 23, 2024

© 2024 Loder et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Eine chronische Nierenerkrankung (CKD) verläuft jahrelang asymptomatisch und bleibt dadurch häufig unerkannt. In der österreichischen Bevölkerung fehlten bislang weitgehend Zahlen zur CKD-Prävalenz.

Fragestellung: Das Projekt „niere.schützen 2.0” hatte zum Ziel, das Vorliegen einer bisher unerkannten CKD bei 40- bis 65-jährigen Risikopatient:innen in steirischen Hausärzt:innenpraxen und Primärversorgungseinheiten (PVEs) abzuschätzen.

Methoden: Es wurden steiermarkweit Hausärzt:innenpraxen und PVEs rekrutiert, die konsekutiv Patient:innen mit Risikofaktoren (Hypertonie, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, terminale Niereninsuffizienz in der Familie) screenten. Für die eingeschlossenen Risikopatient:innen wurden anschließend die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) und die Albumin-Kreatinin-Ratio (ACR) bestimmt, um eine CKD festzustellen.

Ergebnisse: Im Zeitraum zwischen 01.01.2021 und 31.12.2022 haben 33 Hausärzt:innenpraxen/PVEs insgesamt 1.092 Risikopatient:innen gescreent. Davon wurden 749 Risikopatient:innen (Durchschnittsalter 56,2 Jahre (±6,4), Frauenanteil 46,1%) ins Projekt eingeschlossen. Die Prävalenzschätzung bisher unerkannter CKD bei Risikopatient:innen belief sich auf 20,1% (95%-KI 17,1–23,6). 14,8% der Projektteilnehmer:innen wiesen eine erhöhte Albuminurie (ACR≥30 mg/g) bei gleichzeitig unauffälliger Nierenfunktion (eGFR≥60 ml/min/1,73 m2) auf.

Diskussion: Die für eine CKD-Prävalenzschätzung benötigte Mindestanzahl von 700 Risikopatient:innen wurde erreicht. Ohne die Bestimmung der ACR wäre ein Großteil dieser Risikopatient:innen mit bisher unerkannter CKD unentdeckt geblieben und würde im niedergelassenen Bereich nicht engmaschig kontrolliert werden.

Take Home Message für die Praxis: „Niere.schützen 2.0” war das größte Projekt zur Früherkennung einer bisher unerkannten CKD bei Risikopatient:innen in Österreich. Bei einem Fünftel der Risikopatient:innen lag eine bisher unerkannte CKD vor. Dieses Ergebnis ist vergleichbar mit internationalen Studien. Die Ergebnisse von „niere.schützen 2.0“ unterstreichen die Bedeutung der Bestimmung der ACR in der Praxis.