gms | German Medical Science

58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Wie hoch ist der Anteil der Cannabis-Konsumierenden in Deutschland, die mit ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin über ihren Konsum gesprochen haben? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benjamin Borchardt - Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Essen, Deutschland
  • Stephanie Klosterhalfen - Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam)
  • Daniel Kotz - Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam); University College London, Department of Behavioural Science and Health, London, Großbritannien

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-01-06

doi: 10.3205/24degam006, urn:nbn:de:0183-24degam0069

Published: September 23, 2024

© 2024 Borchardt et al.
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Text

Hintergrund: Etwa 10% der Bevölkerung Deutschlands konsumiert Cannabis, wobei der Anteil bei Menschen unter 25 Jahren besonders hoch ist. Es wird befürchtet, dass durch die seit 1. April 2024 geltende Cannabis-Legalisierung der Konsum zunehmen könnte. Präventive Maßnahmen gegen negative Auswirkungen des Cannabiskonsums sind nur möglich, wenn schädlicher Konsum frühzeitig erkannt und thematisiert wird. Die Hausarztpraxis kann dabei eine besondere Rolle spielen. Es ist jedoch nicht bekannt, wie oft Cannabiskonsum in deutschen Hausarztpraxen thematisiert wird und welche Merkmale der Patient:innen damit verbunden sind.

Fragestellung: Welcher Anteil der Cannabis-Konsumierenden in Deutschland hat jemals mit dem Hausarzt oder der Hausärztin über ihren Cannabiskonsum gesprochen oder sich diesbezüglich beraten lassen?

Methoden: Wir verwendeten Daten der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA): einer deutschlandweiten Befragung, die auf persönlich-mündlichen Interviews bei Personen ab 14 Jahren basiert. In fünf Erhebungswellen (März–November 2023) wurden alle Personen, die in der Vergangenheit Cannabis konsumiert hatten, gefragt, ob sie jemals mit ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin über ihren Cannabiskonsum gesprochen haben (Studienprotokoll: [1]).

Ergebnisse: 2.057 Personen gaben an, jemals Cannabis konsumiert zu haben. Von diesen antworteten 7,0% [95%CI=5,9; 8,2%] (n=139): „Ja, ich habe schon einmal mit meinem Hausarzt über meinen Cannabiskonsum gesprochen oder mich diesbezüglich beraten lassen.“ Dieser Anteil war höher bei Personen älter als 65 Jahre (12,5%), mit niedrigem Bildungsniveau (12,3%), mit niedrigem Einkommen (14,2%) und bei denen, die in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert hatten (16,4%), insbesondere bei Personen, die mindestens einmal pro Woche konsumieren (26,2%).

Diskussion: Etwa 7% der Cannabis-Konsumierenden in Deutschland haben ihren Konsum schon mit ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin besprochen. Bei aktuellen und häufigen Konsumierenden liegen diese Anteile bei 16–26%.

Take Home Message für die Praxis: Durch die neue Cannabis-Legalisierung erhält die Früherkennung cannabisbedingter Gesundheitsprobleme – insbesondere jüngere Menschen – besondere Relevanz.


Literatur

1.
Klosterhalfen S, Viechtbauer W, Kotz D. Study protocol: Disposable e-cigarettes in Germany: prevalence of use from 2016-2023 and associated user characteristics. Version 7. 2023 Dec 01. Available from: https://osf.io/45xpq External link