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Diagnosestellung einer ambulant erworbenen Pneumonie in der hausärztlichen Praxis – eine Machbarkeitsstudie im Kielstein-Pneumonie-Projekt (KiePP)
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Published: | September 27, 2023 |
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Hintergrund: Ambulant erworbene Pneumonien werden häufig von Hausärzten diagnostiziert und behandelt. Nach S3-Leitlinie sollte zur Diagnosesicherung soweit möglich eine Röntgenaufnahme des Thorax durchgeführt werden. In der hausärztlichen Praxis gibt es strukturelle und organisatorische Besonderheiten, die häufig ein Abweichen von dieser Empfehlung erfordern. Routinedaten aus Hausarztpraxen können helfen die Versorgungsrealität darzustellen. Informationstechnologische Hürden und eine uneinheitliche Dokumentation erschweren die Datenaufbereitung und -auswertung.
Fragestellung: Mit einer Machbarkeitsstudie sollte untersucht werden, ob die Häufigkeit des Einsatzes diagnostischer Mittel (z.B. Röntgenuntersuchungen des Thorax, Blutbild) zur Diagnose einer Pneumonie sowie deren Einflussfaktoren (Patientenfaktoren, Verfügbarkeit, Logistik) anhand von Routinedaten aus der hausärztlichen Praxis valide ausgewertet werden können.
Methoden: In einem großen MVZ-Verbund wurden Daten von Patienten aus der Praxisverwaltungssoftware exportiert, die in den Quartalen I/20 bis IV/22 an einem der 40 Standorte die ICD-10-Diagnose J18.9 erhalten hatten. Zunächst wurden die Daten eines Quartals inhaltlich-qualitativ nach Mayring analysiert und zur Überprüfung der Validität mit dem automatisierten Export verglichen. Bis zum Kongress folgen zudem quantitative Auswertungen.
Ergebnisse: Im Rahmen der Machbarkeitsprüfung konnten Hürden und Lösungsmöglichkeiten für den Export der Daten identifiziert werden, bspw. war die Häufigkeit der durchgeführten Röntgenuntersuchungen schwierig zu bestimmen, da auf der Überweisung unterschiedliche Facharztbezeichnungen verwendet wurden, statt einer Überweisung ein Krankenhauseinweisungsschein ausgestellt wurde oder Befunde nicht zuverlässig zurückübermittelt wurden. Zudem zeigten sich viele verschiedene Wege der Diagnosestellung einer Pneumonie arzt-, patient- und kontextabhängig. Die quantitativen Auswertungen liegen bis zum Kongressbeginn vor.
Diskussion: Eine profunde Kenntnis der Datenentstehung in der Praxis sowie die konsekutive Anpassung des Datenexports sind notwendige Voraussetzungen, auswertbare Daten aus der Primärdokumentation von hausärztlichen digitalen Patientenakten zu exportieren. Zur Validierung der selektierten Daten aus dem Primärsystem sollte parallel eine manuelle inhaltlich-qualitative Stichprobenprüfung erfolgen.
Take Home Message für die Praxis: Routinedaten aus der hausärztlichen Praxis sind prinzipiell nutzbar und bieten ein großes Potential für Fragestellungen der Versorgungsforschung, müssen aber sorgfältig aufbereitet werden und setzen eine gute Kenntnis der Abläufe in der Praxis voraus.