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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Berufsbild des Physician Assistant (PA): Erwartungen und Umsetzung eines auf die hausärztliche Versorgung ausgerichteten Studiengangs in Köthen (Sachsen-Anhalt)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Friedrich Kastelewicz - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Arbeitsbereich HAWIRA, Magdeburg, Deutschland
  • Robin John - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Arbeitsbereich HAWIRA, Magdeburg, Deutschland
  • Thomas Lichte - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Arbeitsbereich HAWIRA, Magdeburg, Deutschland
  • Silke Brenne - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Arbeitsbereich HAWIRA, Magdeburg, Deutschland; IB Hochschule für Gesundheit und Soziales, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-05-01

doi: 10.3205/23degam196, urn:nbn:de:0183-23degam1965

Published: September 27, 2023

© 2023 Kastelewicz et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Das Studienfach „Physician Assistance“ wird seit 2005 in Deutschland angeboten, hat jedoch erst einige Hundert Absolvent:innen hervorgebracht (Meyer-Treschan et al. 2021). Die Hochschule Anhalt in Köthen (Sachsen-Anhalt) bietet seit 2020 dieses Studienfach mit dem bislang in Deutschland einzigartigen Schwerpunkt für die hausärztliche Versorgung an, um dem zunehmenden Hausarztmangel entgegenzuwirken.

Fragestellung: Ziel des Dissertationsvorhabens ist die Untersuchung der Erwartungshaltungen der Studierenden sowie der Hausärzt:innen bezüglich des Berufsbildes des PAs. Diskutiert werden folgende Fragen:

1.
Was ist die Motivation zur Aufnahme des Studiums?
2.
Für welche Tätigkeiten wird eine Übertragung auf die PAs gewünscht?
3.
Welche berufliche Perspektive wird angestrebt?

Methoden: Methodisch beruht die Arbeit auf leitfadengestützten Experteninterviews von Studierenden und Hausärzt:innen, ergänzt durch standardisierte Fragebögen. Befragungszeitraum war Oktober-Dezember 2022. Es erfolgte eine inhaltsanalytische Auswertung der Interviews sowie die deskriptive Auswertung ausgewählter Items.

Ergebnisse: Auswertbare Daten liegen von n=18 Studierenden vor. Die Motive zur Aufnahme des Studiums sind unter anderem „Interesse an Weiterbildung“, „Bedarf im ländlichen Raum“, „Anraten des Praxisinhabers“ und „Freude an Hausbesuchen“. Die Tätigkeitswünsche reichen von praktischen Tätigkeiten wie „Ultraschall“ bis zu „Neuorganisation der Sprechstunde“. Von den derzeit hausärztlich-tätigen Studierenden möchte ein Großteil diese Arbeit fortsetzen, während ein kleinerer Teil ein neues Tätigkeitsfeld anstrebt. Die Übernahme neuer Tätigkeiten ist teils „bereits mit dem Arbeitgeber geplant“ oder „wird als realisierbar eingeschätzt“.

Diskussion: Der Studiengang bildet die Schnittstelle zwischen dem Weiterbildungsinteresse der Studierenden und dem Bedarf in der hausärztlichen Versorgung. Ein Großteil kann sich eine Tätigkeit in einer Nebenstelle von einer hausärztlichen Praxis im ländlichen Raum vorstellen. Das Berufsbild ist noch im Findungsprozess, nicht alle Studierenden haben eindeutige Vorstellungen ihrer weiteren beruflichen Perspektiven.

Take Home Message für die Praxis: Die Etablierung des Berufsbildes PA stellt sich als Herausforderung dar, die sowohl Rahmenbedingungen wie etwa Abrechnungsfragen, als auch Unkenntnis von Ärzt:innen und Patient:innen umfasst. Der PA kann einen Beitrag leisten, die Probleme einer zunehmenden hausärztlichen Versorgungslücke zu entschärfen.