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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Digitalisierung im Gesundheitswesen – Chance für die Bewältigung pandemischer Krisensituationen? Eine retrospektive Bestandsaufnahme

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Uta Zipfel - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Andy Maun - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-03-10

doi: 10.3205/23degam178, urn:nbn:de:0183-23degam1783

Published: September 27, 2023

© 2023 Zipfel et al.
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Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie stellte die intersektorale Zusammenarbeit im Gesundheitssektor hinsichtlich des Daten- und Informationsaustausches vor ungeahnte Herausforderungen. Vor allem die neu entstandenen Corona-Schwerpunktpraxen (CSP), die als erste Anlaufstelle für Corona-Verdachtsfälle fungierten und diese großflächig ambulant versorgten, rückten in den besonderen Fokus. Im Kontext des digitalen Fortschritts wurde hier Handlungsbedarf vermutet.

Fragestellung: Ziel der Studie war, zu untersuchen und retrospektiv darzustellen, wie Patient:innendaten in den CSP im Zusammenhang mit dem Verdacht auf eine COVID-19-Erkrankung erfasst, dokumentiert und weitergeleitet wurden sowie die Art und Weise des Informationsflusses zwischen den Gesundheitsversorger:innen zu analysieren und darzustellen. Zudem sollten mögliche Problemfelder identifiziert werden.

Methoden: Von Dezember 2020 bis Februar 2021 erfolgte eine telefonische Befragung von Corona-Schwerpunktpraxen unter Einsatz geschulter Interviewerinnen in Baden-Württemberg. Alle zum 23. November 2020 bei der Kassenärztlichen Vereinigung als CSP gemeldeten Einrichtungen (1.296) wurden per Telefax zur Teilnahme eingeladen. Pro Praxis konnte eine Person des medizinischen Personals teilnehmen.

Ergebnisse: Die Teilnahmequote betrug 12,7%. Aus fast allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs konnten Einrichtungen rekrutiert werden. Die generelle Erfassung von Patient:innendaten erfolgt in 57% der Praxen vollständig digital, im Vergleich zu nur 54,7% im Zusammenhang mit einer möglichen Corona-Erkrankung. Nur 44,7% gaben die Möglichkeit eines elektronischen Austausches erfasster Daten mit anderen Gesundheitsversorger:innen an. Als Hauptübertragungsmittel für (Labor-)Befunde kristallisierte sich bei 80,8% der CSP das Telefax heraus. Oft erfolgte eine Mehrfachübermittlung durch die Labore auf unterschiedlichen Wegen. Der Daten- und Informationsaustausch mit weiteren Akteuren des Gesundheitswesens erfolgte ebenfalls überwiegend per Telefax. Vermehrt wurde der Wunsch nach standardisierten Vorgaben hinsichtlich der Dokumentation sowie einer funktionierenden und sicheren digitalen Infrastruktur geäußert.

Diskussion: Die Corona-Pandemie legte im Bereich der Digitalisierung im Gesundheitssektor schonungslos Defizite offen. Diese hat hierdurch jedoch auch einen Aufschwung erfahren und ist unabdingbar für das Management zukünftiger Pandemiegeschehen.

Take Home Message für die Praxis: Eine sichere digitale Vernetzung aller Gesundheitsversorger:innen mit funktionierenden Schnittstellen ist für die Bewältigung zukünftiger Pandemien unabdingbar.