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Erfassung der Resistenzanteile bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen in Deutschland 2019–2021 im Rahmen des RedAres-Projektes
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Published: | September 27, 2023 |
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Hintergrund: Ambulant erworbene unkomplizierte Harnwegsinfektionen (uHWI) gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen im primärärztlichen Setting. In den meisten Fällen wird empirisch mit einem Antibiotikum behandelt, entsprechende Empfehlungen gibt die S3-Leitlinie. Oft wird trotz fehlender Notwendigkeit auf zu breit wirksame Zweite-Wahl-Antibiotika zurückgegriffen. Bei der Auswahl des Antibiotikums ist die Beachtung aktueller Resistenzanteile notwendig. Entsprechende Daten stehen zumeist nicht zur Verfügung, da eine routinemäßige mikrobiologische Diagnostik bei uHWI nicht empfohlen wird.
Bei rezidivierenden HWI (rHWI) und vorangegangener Einnahme eines Antibiotikums sind die Resistenzanteile zumeist höher als bei einmaligen Episoden.
Fragestellung: Wie ist die aktuelle Resistenzsituation von E. coli gegenüber den entsprechend S3-Leitlinie empfohlenen Antibiotika bei einmaligen und rezidivierenden Episoden unkomplizierter HWI?
Methoden: In einer deutschlandweiten Querschnittstudie wurden von 136 Hausarztpraxen 3.233 Patientinnen mit ambulant erworbener uHWI (volljährige Frauen ohne Vorliegen komplizierender Faktoren) rekrutiert. Von jeder Studienteilnehmerin wurde eine Urinprobe abgegeben und mikrobiologisch untersucht.
Ergebnisse: 2.553 Studienteilnehmerinnen wurden in die Analyse eingeschlossen. Eine Region wurde aufgrund zu geringer Fallzahl ausgeschlossen. Eine positive Urinkultur lag in 1.594 Fällen vor, E. coli wurde in 74,3% dieser Fälle nachgewiesen. 61,4% (726) davon waren einmalige Episoden, bei 38,6% (457) handelte es sich um rHWI/Antibiotikaeinnahme innerhalb zwei Wochen vor Studieneinschluss.
Die Resistenzanteile von E. coli bei einmaligen Episoden lagen unter 15% für alle untersuchten Antibiotika. Bei rHWI lagen die Resistenzanteile in der Regel unter 20%, bei Trimethoprim (23,8%) und Cotrimoxazol (21,6%) höher. Die Resistenzlage gegenüber Zweite-Wahl-Antibiotika war insgesamt schlechter als gegenüber Erster-Wahl-Antibiotika.
Diskussion: Alle untersuchten Antibiotika sind aus Resistenzsicht für die kalkulierte Therapie unkomplizierter HWI geeignet. Bei rHWI/vorheriger Antibiotikaeinnahme sollten Trimethoprim und Cotrimoxazol nicht als erste Wahl eingesetzt werden. Grundsätzlich ist hier eine mikrobiologische Diagnostik vor Antibiotikagabe empfehlenswert.
Take Home Message für die Praxis: Alle in der S3-Leitlinie empfohlenen Antibiotika der ersten Wahl sind für den empirischen Einsatz bei einmaligen Episoden uHWI geeignet.
Antibiotika der zweiten Wahl weisen gegenüber der ersten Wahl eine schlechtere Resistenzsituation auf.