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Wunsch nach hausärztlicher Beratung zum Schutz der Gesundheit bei Hitzewellen? Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung
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Published: | September 27, 2023 |
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Hintergrund: Hitzewellen nehmen im Rahmen der Klimakrise deutlich zu und belasten gesundheitlich insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen (u.a. Ältere, Vorerkrankte, Alleinlebende sowie Menschen in Ballungsgebieten oder die sich viel draußen aufhalten). In der Hausarztpraxis könnten diese Menschen gut erreicht und individuell zu schützenden Gesundheitsverhaltensweisen bei Hitze beraten werden. Noch erfolgt solche Beratung eher selten. Um Maßnahmen zur Anpassung der hausärztlichen Versorgung diesbezüglich zu entwickeln, fehlen bislang Daten dazu, ob und zu welchen Themen sich Menschen entsprechende Beratung von Hausärzt:innen wünschen, und ob bestimmte Personenmerkmale damit zusammenhängen.
Fragestellung: Welcher Anteil der Menschen in Deutschland wünscht sich hausärztliche Beratung zum Schutz der Gesundheit bei Hitzewellen? Hängen spezifische Personenmerkmale mit diesem Wunsch zusammen? Zu welchen Themen wird Beratung gewünscht?
Methoden: Deutschlandweite, persönlich-mündliche Bevölkerungsbefragung von 4.212 Personen (>14 Jahre). Zusammenhänge zwischen dem Beratungswunsch (ja/nein) und folgenden Personenmerkmalen wurden mittels logistischer Regression analysiert: Alter, Geschlecht (weiblich/männlich), Schulbildung (niedrig/mittel/hoch), Haushaltsnettoeinkommen, Migrationshintergrund (ja/nein), Wohnregion (ländlich/städtisch/großstädtisch), Wohnart (allein/in Gemeinschaft). Die Befragten sollten das für sie wichtigste Beratungsthema wählen (Trinkverhalten, Ernährung, Abkühlung, Räume kühlen, Bewegung, Medikamenteneinnahme).
Ergebnisse: 4.020 der 4.212 Befragten hatten eine hausärztliche Anbindung und machten Angaben zur Fragestellung. Davon gaben 23% (95%KI=22%–25%) einen Wunsch nach entsprechender Beratung an. Frauen (OR=1,37, 95%KI=1,18–1,60), Personen mit höherem Lebensalter (OR=1,01 pro Lebensjahr, 95%KI=1,01–1,02), mit Migrationshintergrund (OR=1,67, 95%KI=1,36–2,01), aus großstädtischer (OR=2,07, 95%KI=1,67–2,57) bzw. städtischer Wohnregion (OR=2,17, 95%KI=1,82–2,60) und Alleinlebende (OR=1,21, 95%KI=1,03–1,42) gaben signifikant häufiger einen Wunsch nach Beratung an. Von Personen über 65 Jahre wünschten sich insgesamt 34% Beratung. Beratung zum Umgang mit Medikamenten wurde am häufigsten gewünscht (25%).
Diskussion: Hausärztliche Beratung zum Schutz der Gesundheit bei Hitzewellen wünscht sich etwa ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands; insbesondere zum Umgang mit Medikamenten. Bestimmte Bevölkerungsgruppen äußern häufiger den Wunsch nach entsprechender Beratung.
Take Home Message für die Praxis: Durch die Klimakrise entstehen neue Bedarfe an die hausärztliche Versorgung. Für zukünftige Interventions- und Implementierungsforschung zur Anpassung der hausärztlichen Versorgung an diese Bedarfe, liefert die vorliegende Studie wichtige Informationen.