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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Long COVID – ein Thema in der hausärztlichen Versorgung? Befragung von Ärzt:innen und Patient:innen im Sprechzimmer (FIA-LongCov-Sprechzimmer)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Katja Bachmann - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Arbeitsbereich HAWIRA, Magdeburg, Deutschland
  • Robin John - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Arbeitsbereich HAWIRA, Magdeburg, Deutschland; MVZ Hausarztteam, Deutschland
  • Thomas Lichte - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Arbeitsbereich HAWIRA, Magdeburg, Deutschland
  • Silke Brenne - IB Hochschule für Gesundheit und Soziales, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-13-02

doi: 10.3205/23degam074, urn:nbn:de:0183-23degam0740

Published: September 27, 2023

© 2023 Bachmann et al.
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Text

Hintergrund: Während der COVID-19-Pandemie berichten Patient:innen von anhaltenden Beschwerden nach einer Sars-CoV-2-Infektion (Long-COVID- bzw. Post-COVID- Syndrom). „Long-COVID“-Symptome können sich in körperlichen, psychischen und/oder sozialen Beschwerden zeigen (Goërtz et al. 2020). Studien zeigen unterschiedliche Prävalenzen, welche zwischen 10% und 35% nach einer milden Sars-CoV-2-Infektion liegen (z.B. Keller et al. 2022). Verlässliche Angaben sind bisher nicht möglich (RKI 2023). Entgegen dieser Forschungsergebnisse berichten niedergelassene Hausärzt:innen, nur selten Patient:innen mit Long-COVID-/Post-COVID-Symptomen anzutreffen.

Fragestellung: Wie häufig ist das Long-/Post-COVID-Syndrom in der hausärztlichen Versorgung? Wie werden die Beschwerden von Patient:innen und Ärzt:innen eingeschätzt? Welchen Einfluss haben persistierende Beschwerden auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität?

Methoden: Patient:innen mit PCR-gesicherter Sars-CoV-2-Infektion, die über drei Monate persistierende Beschwerden angaben, wurden im Sprechzimmer retrospektiv anhand eines standardisierten Fragebogens (17.11.2022–29.03.2023) befragt. Darüber hinaus wurde die ärztliche Einschätzung des Behandlungsbedarfs sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität erhoben (EQ-5D-5L) (EuroQol Group 2009). Ein positives Ethikvotum der zuständigen Ethikkommission liegt vor. Die Auswertung erfolgt deskriptiv.

Ergebnisse: Nach Erhebungsende liegen Daten von 242 Patient:innen vor. 62 Teilnehmende (25,6%) gaben mindestens eine länger als 3 Monate persistierende Beschwerde an. Davon berichteten 25 Personen von Erschöpfung (40,3%). Weitere Beschwerden waren Atemprobleme (30,6%) und Konzentrationsprobleme (19,4%). Es zeigt sich, dass viele Patient:innen persistierende Beschwerden berichten, jedoch keine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen. Der Rücklauf des EQ-5D-5L-Fragebogens beläuft sich auf n=193 (79,7%). 75,6% (n=146) der Teilnehmenden schätzen ihre aktuelle Gesundheit gut bzw. sehr gut ein (EQ-5D-5L, Mindestwert 70).

Diskussion: Ein Viertel der Teilnehmenden der Long-COVID-Sprechzimmer-Befragung äußerten Beschwerden, die länger als 3 Monate nach Sars-CoV-2-Infektion vorlagen, jedoch wird die Lebensqualität der meisten Teilnehmenden als gut bis sehr gut eingeschätzt.

Take Home Message für die Praxis: Nach einer PCR-gesicherten Sars-CoV-2-Infektion sollten behandelnde Ärzt:innen mögliche Beschwerden explizit erfragen, um valide Informationen zu Langzeitfolgen einer Sars-CoV-2 zu erhalten und die betroffenen Patient:innen bedarfs- und bedürfnisgerecht zu behandeln.