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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Patient:innen ohne hausärztliche Anbindung – sind Notaufnahmebesuche eine Gelegenheit zur Vermittlung einer Praxis und zur Modifikation zukünftiger Inanspruchnahme?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Felix Holzinger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Lisa Kümpel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Rebecca Resendiz Cantu - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung Notfallmedizin/zentrale Notaufnahmen und Chest Pain Units, Campus Charité Mitte und Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
  • Martin Möckel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung Notfallmedizin/zentrale Notaufnahmen und Chest Pain Units, Campus Charité Mitte und Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-11-05

doi: 10.3205/23degam065, urn:nbn:de:0183-23degam0650

Published: September 27, 2023

© 2023 Holzinger et al.
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Text

Hintergrund: Patient:innen ohne hausärztliche Anbindung stellen sich häufig als „Walk-in“-Fälle in Notaufnahmen vor. In der BMBF-geförderten Studie EMAPREPARE wurde diese Patient:innengruppe genauer untersucht. Zudem erfolgte eine Pilotintervention zur Förderung einer Anbindung an eine hausärztliche Versorgung. Es wurden schriftliche Informationen zu alternativen Anlaufstellen bei Akutbeschwerden bereitgestellt und eine Terminvermittlung in hausärztliche Praxen angeboten.

Fragestellung: Untersucht wurden Charakteristika, Konsultationsmotive und Inanspruchnahmeverhalten von Notaufnahmepatient:innen ohne hausärztliche Anbindung. Nach 12 Monaten erfolgt eine Follow-up-Erhebung von Gesundheitszustand und Inanspruchnahme-Trends. Es wird evaluiert, ob die Intervention geeignet sein könnte, eine längerfristige hausärztliche Anbindung zu fördern.

Methoden: Zu t0 (Notaufnahmebesuch): 1. Survey zu demographischen und medizinischen Merkmalen, 2. Intervention mit Informationsflyer und optionales Terminangebot in einer hausärztlichen Praxis. Zu t1 (12 Monate): 1. Telefonische Follow-up-Befragung, 2. Evaluation zur Annahme des Terminangebots und Inanspruchnahme bei den vermittelten Praxen.

Ergebnisse: Es wurden n=160 Patient:innen rekrutiert (m/w/d: 51%/47%/2%; mittleres Alter 30,6 Jahre; ca. 30% Migrationshintergrund). Der Gesundheitszustand wurde von ca. 83% als mindestens „gut“ eingestuft, ca. 20% hatten chronische Erkrankungen. Gründe für das Fehlen einer hausärztlichen Anbindung waren v.a. Mobilitätsfaktoren (Umzug, Migration etc.) und der gute Gesundheitszustand (jeweils in ≥50%, Mehrfachantworten), ca. 11% gaben schlechte Erfahrungen in der Primärversorgung an. Zur Notaufnahmekonsultation führten häufig Angst bzw. subjektive Beschwerdelast (ca. 70%), eine vermutete Überlegenheit des Krankenhaussettings (ca. 38%), aber auch Zugangsprobleme in der ambulanten Versorgung (ca. 27%, Mehrfachantworten). 57% der Teilnehmer:innen nahmen das hausärztliche Terminvermittlungsangebot an. Zum Kongress werden Ergebnisse des 12-Monats-Follow-up vorliegen.

Diskussion: Es wird erwartet, dass aktive Förderung einer hausärztlichen Anbindung und ein Informationsangebot hilfreich ist, zukünftige Inanspruchnahme zu modifizieren.

Take Home Message für die Praxis: Jüngere und vergleichsweise gesunde Menschen sind häufiger nicht hausärztlich angebunden. Bei dieser Gruppe ist eine akute Erkrankungssituation potenziell eine Gelegenheit zur Beeinflussung von zukünftigen Konsultationsmustern.