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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Gesundheits-Apps: Versorgungsalltag für Patient:innen, aber nicht für Hausärzt:innen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Malte Schmieding - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Medizinische Informatik, Berlin, Deutschland
  • Hendrik Napierala - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Marvin Kopka - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Medizinische Informatik, Berlin, Deutschland; TU Berlin, Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Arbeitswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Daniel Fürstenau - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Medizinische Informatik, Berlin, Deutschland; Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Fachgebiet Arbeitswissenschaft, Department of Business IT, Dänemark
  • Felix Balzer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Medizinische Informatik, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-09-05

doi: 10.3205/23degam053, urn:nbn:de:0183-23degam0538

Published: September 27, 2023

© 2023 Schmieding et al.
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Text

Hintergrund: Seit Dezember 2019 können in Deutschland ausgewählte Digitale Gesundheits-Anwendungen (DiGAs) verschrieben und erstattet werden. Patient:innen können auch ohne Rücksprache mit Behandler:innen erstattungsfähige Gesundheits-Apps verwenden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, sowohl bezogen auf DiGAs als auch auf Nicht-DiGA-Gesundheits-Apps, was die Rolle der Hausärzt:innen im Bereich der digitalen Therapeutika ist und sein sollte.

Fragestellung: Welche Rolle haben Hausärzt:innen aus Sicht der Nutzer:innen von Gesundheits-Apps? Wie verbreitet ist die Nutzung in Deutschland?

Methoden: Mitte Juli 2022 führten wir eine Online-Umfrage unter erwachsenen Internet-Nutzer:innen in Deutschland durch. Die Rekrutierung erfolgte quotiert nach Alter, Geschlecht, Bundesland und Haushaltsnettoeinkommen. Wir werteten die Daten explorativ aus mit R.

Ergebnisse: 1.084 Personen schlossen die Umfrage vollständig ab (Durchschnittsalter 46,7 Jahre (SD 15,9); 52% weiblich). Knapp die Hälfte (48%) gab an, bereits eine Gesundheits-App benutzt zu haben. 10% davon berichteten jemals mit einem/r Behandler:in über diese Nutzung gesprochen zu haben. Mehr als die Hälfte der Befragten (55%) haben nicht die Erwartung, dass Hausärzt:innen zu Gesundheits-Apps beraten. Zwei Drittel der Gesundheits-App-Nutzer:innen (67,6%) bewerten ihre:n feste:n Hausärzt:in als ausreichend kompetent diesbezüglich. Nutzer:innen, die sich hausärztlich zu Gesundheits-Apps haben beraten lassen, werteten die Nützlichkeit dieser Beratung im Durchschnitt mit 65,5 von 100 (SD = 25,7). 53% sprachen sich dagegen aus, dass DiGAs ohne Rücksprache mit Behandler:innen erstattet werden.

Diskussion: Dass die meisten Befragten nicht die Erwartung haben, dass Hausärzt:innen zu Gesundheits-Apps beraten, gleichzeitig ihnen Kompetenz dazu aber nicht absprechen, lässt vermuten, dass digitale Gesundheitsangebote als nebenläufig zur ‚analogen‘ Gesundheitsversorgung wahrgenommen werden, und Hausärzt:innen (noch) nicht als hilfreiche Ansprechpartner:innen in Bezug auf digitale Gesundheitsangebote etabliert sind.

  • Take Home Message für die Praxis:
  • Die Hälfte der Bevölkerung nutzt bereits Gesundheits-Apps, weit überwiegend ohne Rücksprache mit Behandler:innen.
  • Die wenigen Nutzer:innen, die sich hausärztlich zu Gesundheits-Apps beraten ließen, empfanden dies als mittelmäßig hilfreich.
  • Um Patient:innen ‚ganzheitlich‘ betreuen zu können, sollten Hausärzt:innen proaktiv die Verwendung von Gesundheits-Apps abfragen und Ihre Beratungskompetenzen ausbauen.