gms | German Medical Science

57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Selten ist selten, kann aber häufig werden: digitale Angebote für Ärztinnen und Ärzte zur Unterstützung in ungewöhnlichen Gefahrenlagen durch neuartige, seltene oder hochpathogene Erreger

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michaela Niebank - Robert Koch-Institut, Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS), Strategie und Einsatz (ZBS7), Klinisches und Seuchenhygienisches Management (ZBS7.1), Deutschland
  • Agata Mikolajewska - Robert Koch-Institut, Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS), Strategie und Einsatz (ZBS7), Klinisches und Seuchenhygienisches Management (ZBS7.1), Deutschland
  • Annegret Schneider - Robert Koch-Institut, Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS), Strategie und Einsatz (ZBS7), Informationsmanagement (ZBS7.3), Deutschland
  • Nicole Thurner - Robert Koch-Institut, Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS), Strategie und Einsatz (ZBS7), Informationsmanagement (ZBS7.3), Deutschland
  • Isabel Trebesch - Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-09-01

doi: 10.3205/23degam049, urn:nbn:de:0183-23degam0497

Published: September 27, 2023

© 2023 Niebank et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Globalisierung und Klimawandel begünstigen die Ausbreitung von außergewöhnlichen Infektionskrankheiten. Insbesondere high consequence infectious diseases (HCID), wie z.B. Ebola- oder Lassafieber, gehören nicht zum Arbeitsalltag von medizinischem Personal und sind aufgrund unspezifischer Symptomatik eine besondere Herausforderung zur frühzeitigen Erkennung.

Fragestellung: Das Ziel war Erfassung der Informations- und Unterstützungsbedarfe von medizinischem Personal zum Thema außergewöhnliche Infektionskrankheiten und Entwicklung bedarfsorientierter Angebote.

Methoden: Mithilfe einer Zielgruppenanalyse wurden Aufgaben der niedergelassenen Ärzteschaft bei Krankheiten durch HCID-Erreger und resultierende Informationsbedürfnisse erhoben und darauf aufbauend neue Informationsangebote in einem Expertenteam entwickelt.

Ergebnisse: Die Zielgruppenanalyse ergab, dass ohne aktuellen Bezug ein geringes Problembewusstsein, Wissen und Interesse an der Thematik vorherrscht. Es wurden übersichtliche und handlungsorientierte Informationen präferiert, welche möglichst zeitnah verfügbar sein sollten.

Zur Sensibilisierung wurde aus diesem Grund ein Erklärfilm entwickelt, der anhand eines Lungenpest-Fallbeispiels einen idealtypischen Handlungsablauf und unterstützende Akteure vorstellt. Ein HCID-Tool gibt einen Überblick zu klinischen Symptomen sowie zu ersten Maßnahmen bei einem HCID-Verdachtsfall und steht als interaktiver Entscheidungsbaum online zur Verfügung1.

Als Bedarf wurden auch dauerhaft verfügbare direkte Beratungsangebote von der Ärzteschaft genannt. Der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) berät medizinisches Personal im Falle des Verdachts auf HCID2.

1) Das HCID-Online-Tool kann aktuell als Testversion unter http://hcid.xaol.de auf unterschiedlichen elektronischen Endgeräten aufgerufen werden.

2) Die Kontaktdaten und Informationsmaterialien von STAKOB sind unter www.rki.de/stakob zu finden.

Diskussion: Zur Verbesserung der Preparedness auf HCID von medizinischem Personal können die o.g. digitalen Kompendien und Angebote einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie durch differentialdiagnostische Abwägungen und Schutzmaßnahmen leiten.

Take Home Message für die Praxis: Bereits bei Erstvorstellung ist ein adäquates Management wesentlich, um eine bestmögliche Versorgung der Betroffenen zu ermöglichen sowie die Ausbreitung von HCID-Erregern und damit verbundene Public-Health-Konsequenzen zu vermeiden. Der niedergelassenen Ärzteschaft stehen digitale Anwendungen und Informationsmaterialien auf der Seite des RKI sowie infektiologische Fachexpertise des STAKOB zur Verfügung.