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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Grundprinzipien der Allgemeinmedizin – sind diese bei Ärzt:innen in Weiterbildung bekannt?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andreas Christian Dreher - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Jonathan Ko - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Sandra Stengel - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Christian Förster - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Martina Bischoff - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Tanja Jähnig - Universitätsklinikum Ulm, Institut für Allgemeinmedizin, Ulm, Deutschland
  • Christine Becker - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Simon Schwill - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-02-05

doi: 10.3205/23degam011, urn:nbn:de:0183-23degam0110

Published: September 27, 2023

© 2023 Dreher et al.
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Text

Hintergrund: Die Grundprinzipien der Allgemeinmedizin (Grundprinzipien AM) sind gemäß DEGAM-Fachdefinition die Grundlage der hausärztlichen Arbeitsweise. Es ist weitgehend unbekannt, inwieweit Ärzt:innen in Weiterbildung Allgemeinmedizin (ÄiW) diese Grundprinzipien geläufig sind.

Fragestellung: Welche Grundprinzipien AM sind ÄiW bei Eintritt in das Kompetenzzentrum Weiterbildung Baden-Württemberg (KWBW) bekannt? Was motiviert ÄiW für die Allgemeinmedizin?

Methoden: Im Zeitraum 11/2020 bis 12/2021 wurden alle ÄiW bei Eintritt in das KWBW mit einem selbstentwickelten, papierbasierten Fragebogen befragt. Gefragt wurde nach der Motivation für die Weiterbildung AM sowie als Freitext nach den Kenntnissen zu den Grundprinzipien AM. Anschließend sollten folgende Begriffe ebenfalls als Freitextangabe erklärt werden: „Biopsychosoziale Gesamtschau“, „Unausgelesenes Patient:innengut“, „Abwendbar gefährlicher Verlauf“, „Abwartendes Offenhalten“, „Erlebte Anamnese“ und „Hermeneutisches Fallverständnis“ sowie zusätzlich das CanMEDs Rollenmodell. Die Angaben wurden bezüglich ihrer Richtigkeit bewertet.

Ergebnisse: Bei 14 Seminartagen (Auftaktveranstaltungen des KWBW) haben 303 ÄiW teilgenommen (im Mittel 3.–4. Weiterbildungsjahr). 247 Fragebögen wurden ausgefüllt (response rate: 81,5%). Die Motivation für die Weiterbildung AM war vor allem durch die familienfreundlichen Rahmenbedingungen und die Berufsperspektive beeinflusst. In der offenen Abfrage wurden häufig der ganzheitliche Ansatz und die Koordinierungsfunktion im Gesundheitssystem genannt. Als bei den ÄiW überwiegend bekannt wurden kategorisiert: „Biopsychosoziale Gesamtschau“, „Unausgelesenes Patient:innengut“ und „Abwendbar gefährlicher Verlauf“. „Abwartendes Offenhalten“ und „Erlebte Anamnese“ wurden teilweise abweichend erklärt. Das hermeneutische Fallverständnis und das CanMEDs-Rollenmodell waren häufig unbekannt.

Diskussion: Die Grundprinzipien der Allgemeinmedizin waren den ÄiW überwiegend bekannt, während den wenigsten ÄiW alle Grundprinzipien bekannt waren. Zukünftig sollte die Vermittlung, Anwendung und Reflexion aller Grundprinzipien AM in den Kompetenzzentren Weiterbildung für alle ÄiW sichergestellt werden.

Take Home Message für die Praxis: Die explizite Auseinandersetzung mit den Grundprinzipien AM ist ein wichtiger Faktor für eine reflektierte hausärztliche Tätigkeit (im Sinne des reflective practitioner). Die Vermittlung der Grundprinzipien AM im Studium und in der Weiterbildung ist von deutlicher Relevanz.