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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Psychische Belastungen, Wohlbefinden und Arbeitszufriedenheit von Health Care Professionals in der Primärversorgung am Beispiel von Beschäftigten in Hausarztpraxen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Annegret Dreher - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • Birgitta Weltermann - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocSym2-05

doi: 10.3205/19degam211, urn:nbn:de:0183-19degam2113

Published: September 11, 2019

© 2019 Dreher et al.
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Hintergrund: Viele Studien haben die Auswirkungen von chronischem Stress bei medizinischem Personal untersucht und zahlreiche Konsequenzen auf Patientenebene (Abnahme der Patientenzufriedenheit, Abnahme der Versorgungsqualität, Zunahme von Behandlungsfehlern) als auch auf persönlicher Ebene (Zunahme von Gesundheitsbeschwerden, Zunahme der Mitarbeiterfluktuation) identifiziert. In Deutschland gibt es über 55.000 Hausärzte/innen (Stand 2017), die mit ihren Praxismitarbeitern einen Großteil der ambulanten Versorgung leisten. Die Frage der psychischen Belastung von Hausarztpraxisbeschäftigten ist daher von besonderer Bedeutung für die Primärversorgung.

Fragestellung: Wie ist der Stand der Erkenntnisse zur psychischen Belastung, zum Wohlbefinden und zur Arbeitszufriedenheit von Health Care Professionals in der Primärversorgung am Beispiel Hausarztpraxisbeschäftigten?

Methoden: Zu Beginn des Symposiums werden einige Studien unter Beschäftigten in deutschen Hausarztpraxen zu psychischen Belastungen und Arbeitszufriedenheit zusammenfassend präsentiert.

Ergebnisse: Eine Studie unter mehr als 700 Hausärzten/innen und Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Nordrhein-Westfalen beschrieb den Anteil an Personen in diesen Berufsgruppen, die unter hoher chronischer Stressbelastung leiden, als doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung Deutschlands (Viehmann et al., 2017). Hierbei waren besonders weibliche Beschäftige von hohem chronischem Stress betroffen. Dieselbe Studie beschrieb 34% der Hausärzte als emotional erschöpft und 29% als depersonalisiert (Dreher et al., 2019). Zugleich konnte eine Studie von Goetz et al. (2011) in einer Befragung von über 600 Hausärzten und 2600 nicht-ärztlichen Praxismitarbeitern (NÄP) eine hohe Arbeitszufriedenheit messen. Die befragten Teilnehmer waren insbesondere mit ihren Kollegen sehr zufrieden, weniger hingegen mit den Arbeitszeiten und der eigenen Bezahlung. Hirsch und Adarkwah (2018) beschrieben das Alter als Einflussfaktor auf die Arbeitszufriedenheit von Hausärzten, wobei ältere Ärzte eine höhere Zufriedenheit berichteten.

Diskussion: Trotz hoher psychischer Belastungen berichten Hausarztpraxisbeschäftigte von einer eher hohen Arbeitszufriedenheit. Um langfristig psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren, bedarf es Evidenz-basierter Interventionen unter Partizipation der Zielgruppe.

Take Home Message für die Praxis: Um das Berufsfeld Primärversorgung langfristig auch für angehende Ärzte und nicht-ärztliche Praxisbeschäftigte attraktiv zu machen, sind Evidenz-basierte Maßnahmen zur Reduzierung psychischer Belastungen notwendig.