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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Der Dottore und sein Paziente

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Barbara Plagg - Institut für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocSLM-06

doi: 10.3205/19degam204, urn:nbn:de:0183-19degam2047

Published: September 11, 2019

© 2019 Plagg.
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Hintergrund: Im Rahmen unserer Studie „Wie können Patienten ihren Ärzten helfen?“ haben wir Südtiroler Hausärzte und Patienten darüber befragt, welche Rolle der Patient wie im hausärztlichen Setting und im Therapiegeschehen einnehmen soll. Ziel der Analyse war der Vergleich verschiedener Formen von Mithilfe aus der Sicht beider Seiten, um Übereinstimmungen und Diskrepanzen zu identifizieren. Und Diskrepanzen haben wir nicht nur zwischen Arzt und Patient, sondern zwischen den Ärzten beider Sprachgruppen und zwischen den Patienten beider Sprachgruppen gefunden. Aufgrund der besonderen geopolitischen Lage Südtirols ist es uns mit unserer Studie daher erstmals gelungen, kulturelle Unterschiede zwischen deutsch- und italienischsprachigen Hausärzten quantitativ und qualitativ einzufangen.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Wieviel Kulturklischee und Stereotyp findet sich zwischen dem dottore und dem Arzt und zwischen dem paziente und dem Patienten?

Inhalt: Dem dottore ist, im Gegensatz zu seinem deutschen Kollegen, proaktives Gestalten vonseiten des paziente in seiner Hausarztpraxis weniger recht und er lehnt es vollständig ab, dass sich der paziente selbst bei vertrauenswürdigen und unabhängigen Quellen informiert. Außerdem soll der paziente nicht ständig lamentieren und ein bisschen geduldiger sein. Der deutschsprachige Arzt fände es hingegen begrüßenswert, wenn der Patient mehr für seine Gesundheit täte, sich selbst informieren würde, ehrlicher und therapietreuer wäre und sich nicht ständig seine psychosozialen Themen aus der Nase ziehen ließe - oder gar ganz verheimlicht.

Ehrlichkeit sollte schon sein, findet auch der deutsche Patient wenn man ihn so direkt fragt, möchte dann aber doch lieber seine Hausmittelchen, die Zweitmeinungen und was er im Internet so alles gefunden hat für sich behalten. Der paziente will eigentlich nichts, außer, dass der Hausarzt, dem er blind vertraut, alle seine Probleme löst.

Take Home Message für die Praxis: Wenn Sie nächsten Sommer nach Italien fahren und an der Amalfiküste in einen Seeigel treten, lassen Sie den dottore einfach machen. Sagen Sie bloß nicht, dass Sie selbst Arzt sind oder gegoogelt haben.