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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Prävention und Gesundheitsförderung in der Primärversorgung – zwei Paradigmen hinter einer Tür?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Lena Werdecker - Universität Witten/Herdecke, Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Witten, Deutschland
  • Tobias Esch - Universität Witten/Herdecke, Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Witten, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocOS-06

doi: 10.3205/19degam182, urn:nbn:de:0183-19degam1826

Published: September 11, 2019

© 2019 Werdecker et al.
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Hintergrund: Demografische und epidemiologische Veränderungen erfordern eine stärkere Integration von Prävention sowie Gesundheitsförderung in die bestehenden Versorgungssegmente Kuration, Palliation, Rehabilitation und Pflege. Unterstützt wird das Vorhaben seit dem Jahr 2015 mit dem Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (PrävG). Prävention und Gesundheitsförderung folgen originär zwei zunächst konträren Paradigmen: Pathogenese (Krankheitsentstehung) und Salutogenese (Gesundheitsentstehung). So liegt in der Prävention der Fokus auf der Krankheitsverhütung und Vermeidung von Risikofaktoren. Gesundheitsförderung zielt hingegen auf die Stärkung von gesundheitsbezogenen Ressourcen ab.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Wie kann eine Integration von sowohl Prävention als auch Gesundheitsförderung im Versorgungsverlauf gelingen? Welche Berufsgruppen übernehmen welche Rolle und benötigen welche Kompetenzen? Wie gehen Patientinnen und Patienten mit diesem Kulturwandel um?

Inhalt: Hausärztinnen und Hausärzte übernehmen gemeinsam mit ihren Teams bereits heute eine bedeutende Rolle in der Prävention (Gesundheitsaufklärung, Impfungen, Check-ups, etc.). Gesundheitsförderung wird hingegen oftmals aufgrund des paradigmatischen Konflikts, hoher Arbeitslast und fehlender Zeit, geringerem Wissen oder auch fehlender Vergütungsstrukturen vernachlässigt. Zu diskutieren gilt es die Vor- und Nachteile sowie Barrieren eines a) Eintüren- und b) Zweitüren-Modells. Das Eintüren-Modell beschreibt die Vereinigung der pathogenetischen und salutogenetischen Perspektive in einer Person/Berufsgruppe. Wohingegen das Zweitüren-Modell eine enge Zusammenarbeit zweier Personen/Berufsgruppen vorsieht – eine Person/Berufsgruppe mit einer eher pathogenetischen Orientierung und eine weitere Person/Berufsgruppe, die gesundheitsförderliche Aspekte in die Versorgung einbringt. Als Beispiel für das Zweitüren-Modell dient die Universitätsambulanz für Integrative Gesundheitsversorgung und Naturheilkunde an der Universität Witten/Herdecke. Dort arbeiten Allgemeinmediziner und Therapeuten für Gesundheitsförderung gemeinsam mit Patienten.

Take Home Message für die Praxis: Eine integrative Umsetzung von Prävention und Gesundheitsförderung im Versorgungsverlauf erfordert eine Auseinandersetzung mit zwei unterschiedlichen Paradigmen. Eine Veränderung der Patientenrolle bei einem zukünftig stärker salutogenetisch ausgerichteten Gesundheitssystem muss ebenfalls mitgedacht werden.