gms | German Medical Science

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Koordination in der Versorgung von psychisch erkrankten Patienten mit Migrationshintergrund: Eine Kasuistik

Meeting Abstract

  • Flora Kühne - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Caroline Jung-Sievers - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • presenting/speaker Sabine Schlüssel - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Cornelius Schüle - Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklink für Psychiatrie und Psychotherapie, München, Deutschland
  • Peter Falkai - Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklink für Psychiatrie und Psychotherapie, München, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP08-06

doi: 10.3205/19degam171, urn:nbn:de:0183-19degam1711

Published: September 11, 2019

© 2019 Kühne et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Immer mehr Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung leben in Deutschland. Wie diese in unserem System aufgefangen und medizinisch primärversorgt werden, soll untersucht werden. Neue Lebensumstände, Akkulturation und Fluchterfahrung können besondere psychische Belastungsfaktoren darstellen. Zusätzliche somatische (chronische) Komorbidität erhöht die Komplexität der Versorgung und erfordert häufig die Beteiligung verschiedener Akteure im Gesundheitssystem. Als theoretische Grundlage für die Diskussion des Falles wird das Chronic Care Modell (CCM) (nach Wagner et al., 2001; deutsche Adaptation nach Gensichen et al., 2006) gewählt und der Schwerpunkt auf die Koordination in der Versorgung gelegt.

Fragestellung: Koordination in der Versorgung von psychisch erkrankten Patienten mit Migrationshintergrund

Methoden: Kasuistiken dienen dazu, Problemfelder zu erörtern, erste Annäherungen an Themen zu machen, die noch nicht (genügend) beforscht sind und den Patienten/die Patientin bzw. dessen/deren Versorgung in den Mittelpunkt zu rücken. Für die Fallschilderung wurde ein Patient/eine Patientin nach folgenden Kriterien ausgewählt: Migrationshintergrund, psychische Erkrankung und somatische (chronische) Komorbidität. Bei der Erstellung der Kasuistik richteten wir uns formell, sowie inhaltlich nach der international anerkannten CARE-Guideline zur Erstellung von Case Reports.

Beispielhafte Kasuistik: Eine Patientin mit Migrationshintergrund (wohnhaft in Flüchtlingsunterkunft) und schwerer depressiver Episode sowie therapierefraktärer Hypertonie und pathologischer Glukosetoleranz wird aus der psychiatrischen Klinik in die hausärztliche Versorgung entlassen.

Diskussion: Anhand des CCM wird erörtert, welche Schwierigkeiten sich für den Primärversorgenden in der Weiterbetreuung dieser Patientin ergeben, und wie die Koordination der verschiedenen Akteure und Versorgungsleistungen im Gesundheitswesen für die beschriebene Patientin verbessert werden kann.

Take Home Message für die Praxis: In der Primärversorgung stellen Patienten mit Migrationshintergrund und psychisch-somatischer Komorbidität besondere koordinatorische Herausforderungen dar. Das CCM kann auch bei weiteren Aspekten der hausärztlichen Betreuung zur Optimierung der Patientenversorgung herangezogen werden.