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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Beratungsanlässe allgemeinmedizinisch versorgter Patienten in einer universitären Notaufnahme

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Tanja Schleef - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Olaf Krause - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP08-03

doi: 10.3205/19degam168, urn:nbn:de:0183-19degam1685

Published: September 11, 2019

© 2019 Schleef et al.
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Hintergrund: Notaufnahmen haben eine steigende Inanspruchnahme zu verzeichnen, insbesondere durch Patienten, die trotz fehlender klassischer Notfallindikation vorstellig werden. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat zur Versorgung von Patienten mit Beschwerden nachrangiger Behandlungsdringlichkeit angestellte Allgemeinärzte in die Zentrale Notaufnahme (ZNA) integriert. Die Dienstzeiten der Allgemeinärzte sind Montag bis Freitag von 10–18 Uhr, was den Zeiten des höchstens Aufkommens ambulanter Patienten in der MHH-Notaufnahme entspricht.

Fragestellung: Welche Beratungsanlässe haben Patienten, die in der universitären Notaufnahme allgemeinmedizinisch versorgt werden?

Methoden: Deskriptive Auswertung der klinischen Routinedaten aus dem Krankenhausinformationssystem der Notaufnahme für das Jahr 2018 sowie eines selbst entwickelten Erhebungsbogens für ergänzende Informationen (z.B. zu Art der Zuweisung, Beratungsanlass, Beschwerdedauer und Verbleib nach ZNA-Besuch).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 1683 Patienten (Altersdurchschnitt 47,1 Jahre, Spanne 14–100 Jahre, 53,3% weiblich) durch die Allgemeinmedizin versorgt. In die Untersuchung gingen 1467 Patienten mit 1612 Beratungsanlässen ein. 121 Patienten hatten jeweils zwei und 12 Patienten drei Beratungsanlässe.

Die fünf häufigsten Beratungsanlässe waren Bauchschmerzen (225/14,0%), Rückenschmerzen (160/9,9%), Brustschmerzen (92/5,7%), Schmerzen der unteren Extremitäten (70/4,3%) und Synkopen (64/4,0%). Die 20 häufigsten Beratungsanlässe decken mehr als drei Viertel aller Beratungsanlässe der allgemeinmedizinisch versorgten Patienten ab. Durchschnittlich am ältesten (69,2 Jahre) waren Patienten mit dem Beratungsanlass „Verschlechterung des Allgemeinzustandes“, durchschnittlich am jüngsten (36,2 Jahre) waren Patienten mit „Übelkeit und/oder Erbrechen“.

Diskussion: Zwar weisen auch die allgemeinmedizinisch versorgten ZNA-Patienten ein breites Spektrum an Beratungsanlässen auf, die häufigsten Beratungsanlässe in der ZNA decken sich jedoch nur zum Teil mit der Verteilung der Beratungsanlässe in den Hausarztpraxen: Brustschmerzen und Synkopen finden sich beispielweise im CONTENT-Projekt (Kühlein 2008/Laux 2010) nicht unter den häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten beim Hausarzt vorstellig werden.

Take Home Message für die Praxis: Die Beratungsanlässe allgemeinmedizinisch versorgter Patienten in einer universitären Notaufnahme sind vielfältig, unterscheiden sich jedoch von den Beratungsanlässen in Hausarztpraxen. Allgemeinmedizin in diesem Kontext ist keine hausärztliche Versorgung, sondern allgemeinärztliche Medizin in einem spezialisierten Setting.