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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Hausärztliche Palliativversorgung älterer Patienten – eine Analyse klinischer Praxisdaten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Fabian Tetzlaff - Medizinische Hochschule Hannover, Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Silke Falter - Medizinische Hochschule Hannover, Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Gabriele Müller-Mundt - Medizinische Hochschule Hannover, Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP04-01

doi: 10.3205/19degam139, urn:nbn:de:0183-19degam1394

Published: September 11, 2019

© 2019 Tetzlaff et al.
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Text

Hintergrund: Im Zuge der demographischen Entwicklung nimmt der Anteil von Patienten mit lebenslimitierenden Erkrankungen, die einer palliativen Begleitung bedürfen, in der hausärztlichen Praxis zu.

Fragestellung: Wie gestaltet sich die hausärztliche Versorgungspraxis und Versorgungssituation älterer Patienten in der letzten Lebensphase?

Methoden: Im Rahmen der Explorationsphase des BMBF-Projekts „Proaktive Palliativversorgung älterer Patienten in der letzten Lebensphase“ (01GY1710) wurden anonymisierte klinische Daten der in den Quartalen 4/2017 und 1/2018 verstorbenen älteren Patienten (Alter 70+) aus der Praxisdokumentation der Hausarztpraxen erhoben. Die Daten wurden deskriptiv uni- und bivariat ausgewertet.

Ergebnisse: Es konnten die Daten von 104 verstorbenen Patienten aus 11 Hausarztpraxen ausgewertet werden. Bei vier Fünftel der Patienten standen Herzkreislauf- oder maligne Erkrankungen im Vordergrund. Jeweils etwa die Hälfte der Patienten lebte in der eigenen Häuslichkeit bzw. in einem Pflegeheim. Für weniger als 50% der Patienten waren Versorgungswünsche dokumentiert. Eine palliative Begleitung im Sinne von Leistungen der allgemeinen (AAPV) oder speziellen Palliativversorgung (SAPV) fand bei rund einem Viertel der verstorbenen Patienten statt und wurde meist wenige Wochen vor den Tod eingeleitet (Median = 35 Tage). Dabei handelte es sich mit 42% (AAPV) bzw. 85% (SAPV) um Patienten mit malignen Erkrankungen. Der Anteil der Krankenhauseinweisungen in der letzten Lebensphase war bei den in der Häuslichkeit lebenden Patienten am höchsten (74% vs. 48% der Pflegeheimbewohner). Rund ein Drittel der Patienten verstarb im Krankenhaus (50% vs. 14% der Pflegeheimbewohner).

Diskussion: Gespräche zur vorschauenden Behandlungsplanung finden bei der Hälfte der Patienten statt. Eine palliative Versorgung wird unabhängig von der Erkrankung zumeist in späten Krankheitsphasen initiiert, wobei SAPV im Unterschied zur AAPV primär bei Patienten mit malignen Erkrankungen eingeleitet wird. Eine frühe Integration eines palliativen Ansatzes scheint in der hausärztlichen Versorgung keine etablierte Praxis zu sein.

Take Home Message für die Praxis: Ein proaktives Vorgehen im Übergang von kurativer zur palliativen Versorgung sollte in der hausärztlichen Praxis angestrebt werden.