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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Patienten nach einem Suizidversuch – soziodemographische Einblicke in die Baseline-Daten des Frankfurter Projektes zur Prävention von Suiziden mittels Evidenz-basierter Maßnahmen (FRAPPE)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dorothea Lemke - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Jasper Plath - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Juliana J. Petersen - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Andrea Siebenhofer - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland; Medizinische Universität Graz, 2 Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Ferdinand M. Gerlach - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Alexandra Dippel - Stadt Frankfurt am Main, Gesundheitsamt, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Inga Beig - Stadt Frankfurt am Main, Gesundheitsamt, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Marcel Verhoff - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Rechtsmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Christine M. Freitag - Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Michael Grube - Klinikum Frankfurt Höchst, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie – Psychosomatik, Deutschland
  • Markus Steffens - Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband GmbH, Klinik Hohe Mark, Deutschland
  • Christoph Fehr - Agaplesion Markus Krankenhaus, Klinik für Psychiatrie,Psychotherapie und Psychosomatik, Deutschland
  • Christiane Schlang - Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Andreas Reif - Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Frankfurt am Main, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP02-07

doi: 10.3205/19degam130, urn:nbn:de:0183-19degam1307

Published: September 11, 2019

© 2019 Lemke et al.
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Text

Hintergrund: Die Zahl der Suizidversuche in Deutschland wird auf ca. 250.000 pro Jahr geschätzt und ist damit ein Vielfaches höher als die Zahl der vollendeten Suzide (ca. 10.000/Jahr). Trotz dieser alarmierenden Zahlen ist nur wenig über die soziodemographische Charakterisierung von Patienten nach Suizidversuch bekannt.

Fragestellung: Das Projekt FraPPE hat Maßnahmen zur Suizidprä/-postvention im Stadtgebiet Frankfurt implementiert, die mittels Prä-Post-Design evaluiert werden. Nachfolgend werden die Ergebnisse bzgl. der Suizidversuche aus dem Prä-Zeitraum (=Baseline) vorgestellt und in Beziehung mit Daten der Frankfurter Allgemeinbevölkerung gesetzt.

Methoden: Im Zeitraum von 01.04.2018 bis zum 30.11.2020 werden alle Patienten nach einem Suizidversuch in einer der fünf pflichtversorgenden, psychiatrischen Kliniken im Stadtgebiet Frankfurt konsiliarisch gesehen und mittels anonymisierten Case-Report-Form dokumentiert. Die Baseline-Erhebung der Patienten nach Suizidversuch fand in den ersten fünf Monaten des Studienzeitraums statt.

Ergebnisse: Mehr Männer (59%) als Frauen werden nach einem Suizidversuch stationär aufgenommen. Beim Vergleich der Altersgruppen mit der Frankfurter Allgemeinbevölkerung zeigt sich in FraPPE, dass Patienten zwischen 18 und 29 Jahre (30% vs. 15%) oder älter als 85 Jahre (5% vs. 2%) häufiger vertreten sind. Die prozentuale Verteilung des Familienstandes weist im Vergleich zur Frankfurter Allgemeinbevölkerung mehr ledige Patienten (51% vs. 40%)und weniger verheiratete Patienten (18% vs. 46%) auf. Ebenso ist die Arbeitslosigkeit in FraPPE deutlich höher als in der Frankfurter Allgemeinbevölkerung (23% vs. 6%). Auch die (12-Monats-) Prävalenz an Depression ist in der Stichprobe deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (30% vs. 6%).

Diskussion: Die Patientenpopulation in FraPPE zeigt im Vergleich zur Frankfurter Allgemeinbevölkerung zum Teil deutlich veränderte soziodemographische Merkmale. Das deckt sich mit Bevölkerungsstudien, die insbesondere negative Veränderungen von soziodemographischen Variablen als Prädiktoren für Suizidversuche beschreiben.

Take Home Message für die Praxis: (Risiko-)Faktoren, wie Alter und Geschlecht, Familienstand, Arbeitssituation und Depression sollten bei der Einschätzung von Suizidalität in der hausärztlichen Praxis beachtet werden.