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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Wirksamkeit von Akupunktur bei stressbedingten Beschwerden – Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan Valentini - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Judith Brenner - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • Yvonne Samstag - Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Immunologie, Heidelberg, Deutschland
  • Stefanie Joos - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Beate Wild - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV82-05

doi: 10.3205/19degam117, urn:nbn:de:0183-19degam1176

Published: September 11, 2019

© 2019 Valentini et al.
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Text

Hintergrund: Es ist bekannt, dass chronischer Stress ein Risikofaktor oder Verstärker für verschiedenste körperliche und psychische Beschwerden bzw. Erkrankungen ist. Die Prävalenz stressassoziierter Beschwerden hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Die Bewältigung von Stress ist neben der Stärke der Stressoren von den individuellen Eigenschaften einer Person abhängig. Mögliche therapeutische Ansätze zielen darauf ab, die individuelle Stressbewältigung zu verbessern. Erste experimentelle Studien zeigen, dass Akupunktur eine chronische stressbedingte Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse blockiert und dadurch spezifische stressreduzierende Effekte erzielen kann.

Fragestellung: Kann durch Akupunktur eine Stressreduktion erzielt werden?

Methoden: Es wurde eine randomisiert-kontrollierte, dreiarmige Pilot-Studie an zwei Zentren (Tübingen und Heidelberg) durchgeführt. Verglichen wurden eine halbstandardisierte Akupunktur nach Traditioneller Chinesischer Medizin (Verum), eine Sham-Akupunktur (je 10 Sitzungen) sowie eine Wartekontrollgruppe. Die Patienten waren hinsichtlich Verum- und Sham-Akupunktur verblindet. Vor Beginn, direkt nach Abschluss der Behandlung sowie 3 Monate danach wurden verschiedene validierte Fragebögen, Blut-und Urinuntersuchungen sowie die Herzratenvariabilität gemessen. Als primäres Zielkriterium diente der Percieved Stress Questionnaire (PSQ-20).

Ergebnisse (vorläufig): Die Ergebnisse befinden sich derzeit in der Auswertung. Erste Analysen des PSQ-20 zeigen eine Überlegenheit der Akupunkturgruppen über die Wartegruppe sowohl direkt nach Akupunktur als auch beim follow-up. Ebenso zeigt sich in der Tendenz eine Überlegenheit der Verum- gegenüber der Shamakupunktur im follow-up. Die finalen Ergebnisse liegen bis zum Kongress vor.

Diskussion (vorläufig): Die gemessenen Veränderungen nach der Akupunktur könnten auf eine Reduktion der Stressbelastung durch Akupunkturbehandlung hinweisen. Die in dieser Studie vorgenommene Kombination klinischer Outcomes mit neuroimmunologischen Parametern könnte außerdem wertvolle Hinweise zum Wirkmechanismus der Akupunktur liefern.

Take Home Message für die Praxis: (vorläufig) Bei positiven Ergebnissen könnte Akupunktur als nebenwirkungsarme und auch in Hausarztpraxen gut umsetzbare Methode das Therapiespektrum bei Personen mit stressbedingten Beschwerden sinnvoll ergänzen. Bevor hieraus Empfehlungen abgeleitet werden, bedarf es allerdings einer Überprüfung der Ergebnisse im Rahmen einer konfirmatorischen Studie.