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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Stellenwert von Hausmitteln als Selbstbehandlungsmaßnahme: Zwiebelsäckchen bei kindlichen Ohrenschmerzen (SHallOt-Studie)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karin Ailinger - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Jan Valentini - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Stefanie Joos - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Hannah Haumann - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV82-04

doi: 10.3205/19degam116, urn:nbn:de:0183-19degam1163

Published: September 11, 2019

© 2019 Ailinger et al.
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Text

Hintergrund: Ohrenschmerzen sind ein häufiger Beratungsanlass in Hausarztpraxen und bei Kindern häufig Leitsymptom einer akuten Otitis media (AOM). Da ca. 80% der AOM spontan ohne Antibiotika abheilen, kommt symptomatischen Therapiemaßnahmen eine bedeutende Rolle zu. Zu den symptomatischen Maßnahmen zählen auch eine Reihe von Hausmitteln. Im Falle von Ohrenschmerzen bei Kindern sind dies insbesondere Zwiebelsäckchen, die als äußere Auflage auf das betroffene Ohr gelegt werden. Während aus experimentellen Studien Hinweise auf antientzündliche Inhaltsstoffe der Zwiebel hervorgehen, fehlen bisher klinische Daten dazu.

Fragestellung: Welche Rolle spielen Hausmittel in der Primärversorgung? Wie bewerten Eltern, Haus- und Kinderärzte die Anwendung von Hausmitteln, insbesondere von Zwiebelsäckchen bei Kindern mit akuten Ohrenschmerzen? Wie häufig und in welcher Form werden Zwiebelsäckchen bei Ohrenschmerzen angewendet bzw. empfohlen?

Methoden: Im Rahmen einer explorativen Mixed-Methods-Studie wurden n=8 Haus- und Kinderärzte, sowie n=6 Eltern aus Baden-Württemberg anhand leitfaden-gestützter Interviews befragt. Die Interviews wurden transkribiert und inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet. Aufbauend auf den qualitativen Ergebnissen wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem aktuell n=100 Haus- und Kinderärzte sowie n=100 Eltern quantitativ befragt werden.

Ergebnisse: (Vorläufig) Die Mehrheit der interviewten Eltern und Ärzte maß Hausmitteln einen hohen Stellenwert bei. Die Bewertung von Zwiebelsäckchen bei Ohrenschmerzen fiel bei den Eltern insgesamt positiver aus als bei den Ärzten. Ergebnisse der quantitativen Befragung liegen bis zum Kongress vor.

Diskussion: (Vorläufig) Angesichts der Häufigkeit akuter Ohrenschmerzen im Kindesalter stellt sich die Frage nach einer effektiven symptomatischen Therapie mit möglichst hoher Akzeptanz in der Primärversorgung. Die Anwendung von Hausmitteln könnte idealerweise dazu beitragen, die Kompetenz der Eltern und deren Selbstwirksamkeit im Umgang mit solchen Beschwerden zu fördern, sowie die Inanspruchnahme von Ärzten und den Antibiotikagebrauch zu senken.

Take Home Message für die Praxis: (Vorläufig) Selbstbehandlungsstrategien, u.a. mit Hausmitteln, nehmen bei Ohrenschmerzen im Kindesalter einen hohen Stellenwert ein. Die Thematisierung in der Arztkonsultation kann die Kompetenz der Eltern im Umgang mit der Erkrankung steigern.