gms | German Medical Science

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Die Nichtinanspruchnahme der gynäkologischen Versorgung von Frauen 50+ und die Rolle von Hausärztinnen und Hausärzten – Ergebnisse einer qualitativen Telefonbefragung 2018

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Cornelia Thierbach - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Martha Koppelow - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Folker Reuß - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Lorena Dini - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV72-01

doi: 10.3205/19degam104, urn:nbn:de:0183-19degam1048

Published: September 11, 2019

© 2019 Thierbach et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Im Altersverlauf bleibt die allgemeinärztliche Inanspruchnahme bei Frauen 50+ konstant hoch, während die gynäkologische kontinuierlich abnimmt. Im Durchschnitt nahmen 41% der Frauen 50+ in Deutschland eine gynäkologische Versorgung nicht mehr jährlich in Anspruch. Zu den Hauptvorstellungsgründen gehören u.a. Wechseljahresbeschwerden sowie Beratung zur Frauengesundheit. Auch Hausärztinnen und Hausärzte werden mit diesen Fragen konfrontiert.

Fragestellung: Aus welchen Gründen nehmen Frauen 50+ die gynäkologische Versorgung nicht mehr in Anspruch? Welche Rolle spielt die Hausärztin/der Hausarzt bei der frauengesundheitlichen Versorgung dieser Zielgruppe?

Methoden: Zwischen Juni und September 2018 wurden 25 Frauen 50+ über Hausärztinnen/Hausärzte in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern rekrutiert und mittels qualitativer leitfadengestützter Telefoninterviews zur Einschätzung der frauengesundheitlichen Versorgung befragt. Die Interviews wurden transkribiert und mit der Framework Analyse ausgewertet. Sechs der interviewten Frauen nahmen keine gynäkologische Versorgung mehr in Anspruch.

Ergebnisse: Die Nichtinanspruchnahme der gynäkologischen Versorgung wurde sowohl auf persönliche als auch auf gesundheitssystemische Barrieren zurückgeführt. Persönliche Gründe umfassten Alter, keine Zeit, keine Symptome, Scham/Angst vor der gynäkologischen Untersuchung, eigene Erkrankungen oder Erkrankungen des Partners. Gesundheitssystemische Gründe beinhalteten fehlende Stammpraxis, große Entfernung, Probleme bei Terminvereinbarungen und lange Wartezeiten. Die Hausärztin oder der Hausarzt wurde von diesen Frauen als Ansprechpartner/in für Frauengesundheit gesehen, die/der u.a. auch informieren und motivieren kann. Das Reden über sexuelle Gesundheit und gynäkologische Belange mit der Hausärztin/dem Hausarzt wurde allgemein aus Patientinnensicht als unproblematisch beschrieben, wenn sie darauf angesprochen werden würden.

Diskussion: Die Relevanz von frauengesundheitlichen Themen in der hausärztlichen Versorgung wird im Kontext des demografischen Wandels und des Ärztemangels, der auch Gynäkologinnen und Gynäkologen betrifft, weiter zunehmen. Welche Aspekte einer altersspezifischen Gesundheitsversorgung von Frauen 50+, die nicht mehr gynäkologisch versorgt werden, in der Hausarztpraxis durchführbar sind, soll im Rahmen des Projekts „Frauen 5.0“ (Innovationsfonds, FKZ 01VSF16030) geklärt werden.

Take Home Message für die Praxis: Patientinnen 50+ dürfen zum Thema direkt von der Hausärztin/dem Hausarzt angesprochen werden!