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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Früherkennung von Prostatakrebs mittels PSA-Test? – Befragung von Hausärzten und Urologen im Nordwesten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michael H. Freitag - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Allgemeinmedizin, Oldenburg, Deutschland
  • Sanny Kappen - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Epidemiologie und Biometrie, Oldenburg, Deutschland
  • Verena Jürgens - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Epidemiologie und Biometrie, Oldenburg, Deutschland
  • Alexander Winter - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Universitätsklinik für Urologie, Oldenburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV51-03

doi: 10.3205/19degam090, urn:nbn:de:0183-19degam0900

Published: September 11, 2019

© 2019 Freitag et al.
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Text

Hintergrund: Zum PSA-Test existieren weiterhin unterschiedliche Auffassungen und Einstellungen. Die deutsche S3-Leitlinie Prostatakarzinom beinhaltet ein Sondervotum der DEGAM, welches Hausärzten in Anbetracht der nicht eindeutigen Evidenzlage keine aktive Patientenansprache bzgl. der PSA-Testung empfiehlt.

Fragestellung: Wie unterscheiden sich Aufklärung und Anwendung des PSA-Tests in urologischen Praxen und Hausarztpraxen im Nordwesten?

Methoden: 172 Hausärzte des Lehrpraxennetzwerks der Universität Oldenburg und 128 niedergelassene Urologen (Mitglieder des Berufsverbandes der Deutschen Urologen) wurden in Niedersachsen und Bremen in eine Onlinebefragung eingeschlossen (Juni-Juli 2016). Befragt wurde zum Umgang mit dem PSA-Test und dessen Ergebnissen, der Informationsvermittlung und zum Kenntnisstand bzgl. der nationalen und internationalen Leitlinien.

Ergebnisse: 55 Ärzte (davon 14 Urologen) haben die Befragung vollständig durchgeführt. Die Mehrzahl der Ärzte (n=39, 71%; Hausärzte 66%; Urologen 86%) wendet den PSA-Test standardisiert an. Alle Urologen sahen den Test als sinnvoll an, während fast die Hälfte der Hausärzte (n=19, 46%) diesen nur als neutral oder nicht sinnvoll einstuften. 57% der Hausärzte und alle (!) Urologen hatten den PSA-Test bereits selbst in Anspruch genommen. Alle Urologen informieren bei einer Früherkennungsuntersuchung (häufig oder immer) über den PSA-Test (Hausärzte 76%, n=31). 24% der Hausärzte (n=10) fragen, ob der Wunsch nach einem PSA-Test besteht (Urologen 100%). Ein Viertel der Hausärzte gab an, über die Inhalte der Deutschen S3-Leitlinie Prostatakarzinom im Detail informiert zu sein (Urologen 100%). Internationale Leitlinien bzw. Studien waren weniger bekannt als nationale. Inhalte der ERSPC- und der PLCO-Studie waren 50% bzw. 28,6% der Urologen und jeweils 4,6% der Hausärzte bekannt.

Diskussion: In dieser Pilotuntersuchung bzgl. der PSA-Testung zeigten Hausärzte ein zurückhaltendes und Urologen ein proaktiveres Vorgehen, was die unterschiedlichen Empfehlungen der S3-Leitlinie für Urologen und Hausärzte (Sondervotum) widerspiegelt. Welche Informationen und welches Vorgehen den Patienten am gerechtesten wird, muss noch weiter untersucht werden.

Take Home Message für die Praxis: In Anbetracht der kontroversen Studienlage zur Prostatakrebsfrüherkennung sind die Informationsvermittlung und die fachliche Diskussion besonders wichtig, um eine informierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen.