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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Versorgungsqualität aus Patientensicht bei Erwachsenen mit diagnostiziertem Diabetes in Deutschland – Ergebnisse der bundesweiten Studie „Krankheitswissen und Informationsbedarfe – Diabetes mellitus 2017“

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jens Baumert - Robert Koch-Institut, Deutschland
  • Yong Du - Robert Koch-Institut, Deutschland
  • Rebecca Paprott - Robert Koch-Institut, Deutschland
  • Julia Nübel - Robert Koch-Institut, Deutschland
  • Lena Stühmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Bernhard Kulzer - Diabetes Zentrum Mergentheim, Deutschland
  • Christin Heidemann - Robert Koch-Institut, Deutschland
  • Christa Scheidt-Nave - Robert Koch-Institut, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV44-02

doi: 10.3205/19degam084, urn:nbn:de:0183-19degam0849

Published: September 11, 2019

© 2019 Baumert et al.
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Text

Hintergrund: Die Zufriedenheit der Patienten mit der Versorgungsqualität gilt als wichtiger Indikator in der Versorgung chronischer Erkrankungen und wurde in Deutschland in epidemiologischen Studien bislang wenig untersucht.

Fragestellung: Wie bewerten in Deutschland lebende Erwachsene mit Diabetes die Qualität ihrer Versorgung, und welche Determinanten gehen mit einer besser eingeschätzten Versorgungsqualität einher?

Methoden: Die vorliegende Studie basierte auf einem 2017 bei Erwachsenen ab 18 Jahren in Deutschland durchgeführten bundesweiten Telefonsurvey und schloss 1396 Personen mit ärztlich diagnostiziertem Diabetes mellitus ein. Zur Beurteilung der Versorgungsqualität wurde die deutschsprachige Kurzfassung der Patient Assessment of Chronic Illness Care-DAWN Short Form (PACIC-DSF) beantwortet. Über insgesamt neun Fragen und jeweils 5-stufiger Antwortskala (nie, selten, manchmal, häufig, immer) wird ein Summenscore (Skala 1-5) berechnet. Signifikante Unterschiede im mittleren Summenscore nach soziodemografischen, klinischen und diabetesspezifischen Merkmalen wurde in linearen Regressionsmodellen ermittelt.

Ergebnisse: Die Versorgungsqualität wurde im Mittel bei Frauen (2,38) im Vergleich zu Männern (2,47) und mit zunehmendem Alter (<65 Jahre: 2,69, ≥80 Jahre: 2,13) schlechter eingeschätzt. Adjustiert nach Alter/Geschlecht zeigte sich eine signifikant bessere Einschätzung der Versorgungsqualität für Personen mit Insulinbehandlung, ohne depressive Symptomatik, bei Teilnahme an einer Diabetesschulung, mit besserem Selbstmanagement (täglich körperliche Betätigung bzw. Selbstkontrolle Blutzucker/Füße), sowie in ländlicheren Regionen lebend, jeweils im Vergleich zur entsprechenden Referenzgruppe. Keine signifikanten Zusammenhänge zeigten sich hinsichtlich Bildung und Alleinleben sowie zu weiteren diabetesspezifischen Determinanten.

Diskussion: Die vorliegende bundesweite epidemiologische Studie zeigte bei Personen mit Diabetes in Deutschland eine insgesamt allenfalls mittelmäßig eingeschätzte Versorgungsqualität, die etwas schlechter zu sein scheint, als zuvor aus klinischen Studien berichtet.

Take Home Message für die Praxis: Eine aktive Einbindung der Betroffenen in den Umgang mit der Diabeteserkrankung erscheint essentiell, worauf eine bessere Einschätzung der Versorgungsqualität bei Personen mit gutem Selbstmanagement und Teilnahme an einer Diabetesschulung hinweist. Zur Verbesserung der Versorgung sollten Barrieren der Diabetesversorgung aus Patientensicht und auch aus Sicht des Praxisteams identifiziert und überwunden werden.