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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Determinanten der Implementierung von Versorgungsangeboten zur ausschließlichen Fernbehandlung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michail Solodkoff - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Christoph Strumann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV43-02

doi: 10.3205/19degam079, urn:nbn:de:0183-19degam0794

Published: September 11, 2019

© 2019 Solodkoff et al.
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Text

Hintergrund: In Baden-Württemberg (BW) wurde mit dem Titel „docdirect“ ein telemedizinisches Modellprojekt entwickelt, mit dem erstmalig für ein ganzes Bundesland das außer Kraft gesetzte Fernbehandlungsverbot in die Regelversorgung integriert wurde. Angesprochen werden sollen gesetzlich versicherte Patienten, die ihren Hausarzt oder einen anderen Gebietsarzt bei akuten Beschwerden nicht erreichen können.

Fragestellung: Ziel ist es „docdirekt“ im Hinblick auf die Akzeptanz von Versorgungsangeboten zur ausschließlichen Fernbehandlung implementierungswissenschaftlich zu evaluieren und Empfehlungen zur Anpassung des Angebots zu entwickeln.

Methoden: Es werden zunächst mithilfe von leitfadengestützten Telefoninterviews mit hausärztlichen Patienten aus BW Determinanten für die Inanspruchnahme dieses telemedizinischen Versorgungsangebots exploriert. Die Determinanten werden anschließend mittels einer quantitativen Befragung von 2000 zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern aus BW priorisiert.

Ergebnisse: Es wurden 27 Telefoninterviews mit Probanden im Alter zwischen 24 und 86 Jahren (MW: 50,7), davon 63% weiblich, geführt. Als förderlich für die Nutzung dieses Versorgungsangebots wurden u.a. die Anonymität der Behandlung, die Möglichkeit des E-Rezepts/AU-Ausstellung, die geringere Ansteckungsgefahr durch Vermeidung eines Praxisbesuchs und die Ausweitung der bisherigen Sprechzeiten (Mo-Fr, 9-19 Uhr) genannt. Die eingeschränkten Untersuchungsmöglichkeiten sowie die Anonymität des behandelnden Telearztes waren Barrieren aus Sicht der Teilnehmer. Die Ergebnisse der quantitativen Befragung werden auf dem Kongress vorgestellt.

Diskussion: Einerseits wird die Anonymität von „docdirect“ als Vorteil genannt, gleichzeitig ist die fehlende Beziehung zu dem behandelnden (Tele)Arzt eine Barriere. Welcher der explorierten Aspekte bei der Nutzungsabsicht überwiegt, soll im Rahmen der im Sommer 2019 durchgeführten Befragung zur Priorisierung der Determinanten untersucht werden. Auf dem Boden dieser Ergebnisse werden Strategien entwickelt, wie sich dieses telemedizinische Versorgungsangebot gegebenenfalls anpassen lässt.

Take Home Message für die Praxis: „docdirect“ setzt die Forderung aus der Implementierungswissenschaft um, dass telemedizinisch unterstützte Versorgungsansätze, welche in die Regelversorgung eingeführt werden sollen, begleitevaluiert werden sollen.