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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Stereotype Bilder vom Leben und Arbeiten in ländlichen Regionen unter ÄiW Allgemeinmedizin in Hessen

Meeting Abstract

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  • Erika Baum - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • presenting/speaker Jana Groth - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • presenting/speaker Konrad Hierasimowicz - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV42-05

doi: 10.3205/19degam077, urn:nbn:de:0183-19degam0773

Published: September 11, 2019

© 2019 Baum et al.
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Hintergrund: Viele ländliche Regionen Deutschlands sind vom Hausärztemangel betroffen oder bedroht. Neben objektiver Faktoren (mangelhafte Infrastruktur, überwiegend Einzelpraxen, mehr Hausbesuche) scheinen dabei auch subjektive Vorstellungen vom ländlichen Raum eine zentrale Rolle zu spielen. Das Bild, das junge Ärzte vom Leben und Arbeiten auf dem Land haben, wurde bislang kaum untersucht.

Fragestellung: Welche stereotypen Repräsentationen konstituieren die Vorstellung vom “Landleben” im Kontext beruflicher und privater Ansprüche angehender Hausärzte? Wie wirken sich diese Stereotype auf die Niederlassungsbereitschaft im ländlichen Raum aus?

Methoden: Datengrundlage sind Fokusgruppendiskussionen über die Beweggründe hessischer ÄiW im Fach Allgemeinmedizin, sich künftig (nicht) auf dem Land niederzulassen. Die entsprechenden ausgewählten Sequenzen des Materials wurden einer systematischen Metaphernanalyse unterzogen. Damit können die Aussagen der ÄiW nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich und emotional untersucht werden.

Ergebnisse: Metaphern der Passivität (Tod, Stillstand, Krankheit, Altern) stehen denen der Aktivität (Leben, Vitalität, Gesundheit) entgegen. Exklusion (Distanz, Entfremdung, Vereinsamung) wird genauso befürchtet wie Inklusion (Familiarität, Unmittelbarkeit, Wertschätzung, Vertrauen) gewürdigt. Eine wichtige Bedeutung haben Vorstellungen der Unsicherheit (Unruhe, komplexe Probleme, Überforderung) und der Sicherheit (Ruhe, Geräumigkeit).

Diskussion: Die Metaphernanalyse zeigt, dass bei jungen Ärzten keineswegs nur negative Bilder vom ländlichen Raum existieren, sondern sich positive und negative Stereotype abwechseln. Folgestudien müssten klären, inwiefern diese Stereotype auf persönlicher Erfahrung beruhen und in welchem Maße sich die Bilder vom ländlichen Raum nach einer konkreten Tätigkeit auf dem Land verändern.

Take Home Message für die Praxis: Um die Bereitschaft junger Ärzte zur Niederlassung auf dem Land zu erhöhen, muss vor allem an den negativen Stereotypen über den ländlichen Raum und eine ländliche Tätigkeit angesetzt werden. ÄiW müssen ein realistisches Bild vom Leben und Arbeiten auf dem Land bekommen.